Neues Diagnostikangebot: Endomikroskopie

Priv.-Doz. Dr. Johannes Tebbe, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie

Die konfokale Laserendomikroskopie (CLE) ist eine neue Untersuchungsmethode mit deren Hilfe unterschiedliche Gewebstypen im Körperinneren in ihrer Funktion in tausendfacher Vergrößerung beobachtet und beurteilt werden können. Das hochspezialisierte Verfahren wird bislang an 22 klinischen Zentren in Deutschland angeboten, unter anderem an der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Lippe.

Revolutionär ist die Endomikroskopie bei der Früherkennung von Krebserkrankungen überall im Verdauungstrakt. So können z.B. bei der Refluxerkrankung mit dieser Technik die doppelte Zahl von Patientinnen und Patienten mit einem Barrett-Umbau der Speiseröhrenschleimhaut, einer Vorstufe des Speiseröhrenkrebses, erfasst und behandelt werden. Am Klinikum Lippe wird zusätzlich die Nadel-basierte Endomikroskopie (nCLE) bei der Krebsfrüherkennung und Beurteilung von Zysten der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und bei Unregelmäßigkeiten der Gallenwege eingesetzt. Dies ist in Ostwestfalen-Lippe und bundesweit einmalig.

„Wir verfolgen mit der Einführung der CLE am Klinikum Lippe das Ziel, die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten zu verbessern. Insbesondere bösartige Veränderungen der Bauchspeicheldrüse und anderer Organe im Magen-Darm-Trakt können mit dieser Untersuchungsmethode sehr frühzeitig erkannt werden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Johannes Tebbe, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikstandort Detmold.

In Deutschland wird das neue Verfahren insbesondere zur Diagnostik von Nahrungsmittelintoleranzen (food-allergy-sensitivity-test = FAST) und dem damit verbundenen „leaky-gut“-Syndrom angewendet. Mehr als 50 Prozent der Patientinnen und Patienten, bei denen ein Reizdarm diagnostiziert wurde, leiden an einer atypischen Nahrungsmittelintoleranz mit entsprechenden körperlichen Beschwerden. Die Fachleute sprechen dann von „nicht IgE-vermittelten Nahrungsmittelintoleranzen“.

Tebbe weiß dazu: „Leider gibt es hierfür keine äquivalenten Biomarker bzw. Labortests. Die angebotenen Antikörper- oder Hautprick-Tests für den Nachweis von Nahrungsmittelallergien sind meist nicht geeignet eine nicht IgE-vermittelte Nahrungsmittelintoleranzen bei den Betroffenen nachzuweisen. Mit der neuen CLE-FAST Diagnostik ist es nun möglich, die akute Reaktion der Dünndarmschleimhaut auf eine Nahrungsmittelprovokation direkt in vivo, also live am lebenden Objekt, darzustellen. Die Reaktion bei der atypischen Nahrungsmittelintoleranz ist in diesem Fall meist das sogenannte „leaky-gut“-Syndrom, bei dem die Dünndarmschleimhaut bei Kontakt mit dem problematischen Nahrungsmittel durchlässig wird. Mit dem direkten Nachweis solcher Reaktionen können Nahrungsmittelintoleranzen sicher diagnostiziert und behandelt werden.“

Die konfokale Laserendomikroskopie (CLE) wird auch im Patientenflyer von Mauna Kea Technologies vorgestellt.

mit freundlicher Genehmigung von Mauna Kea Technologies

 

Abgestimmte Versorgung für besondere Patientengruppe

Bundesweit erste Zulassung als ASV-Team „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ für Klinikum Lippe

Das Klinikum Lippe wurde vom Erweiterten Landesausschuss Westfalen Lippe am 30.06.2022 als Behandlungsteam „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ zugelassen. Nach aktuellem Kenntnisstand handelt es sich damit um das bundesweit erste ASV-Team für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Aktuell sind am Klinikum Lippe insgesamt zwölf ASV-Teams aktiv.

Unter dem Begriff chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden die beiden Hauptformen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zusammengefasst. Beide Erkrankungen manifestieren sich schon im früheren Lebensalter (zwischen 15 und 35 Jahren), werden jedoch auch zunehmend bei älteren Patienten erstmals diagnostiziert. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich. Erkrankungsursache ist ein multifaktorielles Zusammenspiel genetischer, immunologischer sowie psychischer Faktoren, die durch Umweltfaktoren ergänzt werden. Leitsymptome wie Bauchschmerzen, Blähneigungen und Durchfälle, auch mit Blutbeimengungen, die wiederum zu starkem Gewichtsverlust führen, minimieren die Lebensqualität der Betroffenen massiv. Außerhalb des Magen-Darm-Traktes kann sich die Erkrankung auf die Gelenke manifestieren und auch Hauterscheinungen kommen oft vor.

„Diese komplexe Multiorganerkrankung stellt besondere Anforderungen an Diagnostik und Therapie“, stellt  PD Dr. med. Johannes Tebbe, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Lippe und Teamleiter des neuen ASV-Teams klar. Er ergänzt: „Für eine erfolgreiche Behandlung, die häufig die gesamte Lebensspanne umfasst, ist eine gut abgestimmte und unkomplizierte Zusammenarbeit mehrerer Fachdisziplinen unabdingbar“.

Diese abgestimmte Zusammenarbeit bietet die „ambulante spezialfachärztliche Versorgung“, kurz ASV. Der Gesetzgeber sieht diese Behandlungsmöglichkeit für Patientinnen und Patienten mit seltenen und/oder chronischen Erkrankungen mit besonderem Versorgungsbedarf vor. Ob eine Erkrankung für die ASV zugelassen wird, entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Entscheidungsgremium für den Gesundheitsbereich. Nach genauer Festlegung notwendiger Facharztgruppen, Diagnostik und Therapie durch den G-BA, besteht jetzt seit Mai 2022 bundesweit erstmals die Möglichkeit, sich als entsprechendes ASV-Team zu formieren und eine Teilnahme als ASV-Team gegenüber den zuständigen Landesgremien anzuzeigen.

„Als wir vor zwei Jahren erstmals hörten, dass der G-BA  beabsichtigt, für die Behandlung der betroffenen Patientinnen und Patienten künftig Versorgungsstrukturen der ASV anzubieten, war uns klar, dass wir in Lippe das Angebot so früh wie möglich vorhalten wollen“, sagt Tebbe, dessen Klinik tagtäglich betroffene Patienten betreut und der darüber hinaus auch Mitglied in weiteren ASV-Teams des Klinikum Lippe ist. „Im Rahmen der ASV können wir betroffene Patientinnen und Patienten als Klinik ambulant behandeln. Das betrifft für die CED sowohl notwendige Leistungen aus der Allgemein- und Viszeralchirurgie aber auch ergänzende Leistungen weiterer Fachabteilungen im Klinikum Lippe und darüber hinaus.“

Neun Mediziner des Klinikum Lippe sind im neuen FOCUS-Ärzte-Ranking zu finden und als TOP-Mediziner für ihren Fachbereich ausgewiesen. …

Insgesamt 18 Mal sind das Klinikum Lippe und seine Chefärzte in der aktuellen FOCUS-Ärzte- und Krankenhausliste vertreten.