04.03.2025 Weltadipositastag

Vertrauen kennt keine Entfernung

Warum eine Patientin für ihre OP von Nürnberg nach Detmold reist

Jedes Jahr am Weltadipositastag, dem 04.03., rückt eine Krankheit in den Fokus, die Millionen von Menschen betrifft und dennoch oft unterschätzt wird: Adipositas. In Deutschland sind rund zwei Drittel der Männer und mehr als die Hälfte der Frauen übergewichtig. Dabei gelten etwa ein Viertel der Erwachsenen als adipös.*

Dr. Miljana Vladimirov, MHBA, Leiterin des Adipositaszentrums Lippe

Der Aktionstag soll das Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen von starkem Übergewicht schärfen und Betroffene sowie Angehörige ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn Adipositas ist weit mehr als eine Frage des Lebensstils – sie ist eine von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannte chronische Erkrankung, die eine ganzheitliche Behandlung erfordert.

Dr. Miljana Vladimirov, MHBA, Leiterin des Adipositaszentrums Lippe weiß: „Adipositas ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht allein durch Willenskraft oder Diäten gelöst werden kann. Betroffene benötigen ab einem bestimmten Gewicht qualifizierte, medizinische Unterstützung und ein auf sie zugeschnittenes Behandlungskonzept, um langfristig erfolgreich abzunehmen und ihre Gesundheit zu verbessern. Vielen fällt es jedoch schwer, den ersten Schritt zu tun.“

Die ersten Schritte fielen auch Stefanie Reichel nicht leicht. Die heute 45-Jährige litt jahrelang unter ihrem hohen Gewicht und der sogenannten Elephantiasis, einer abnormen Vergrößerung von Körperteilen durch Lymphstau. „Ich habe mich nicht mehr wohlgefühlt in meinem Körper und immer mehr isoliert. Die Blicke und Bewertungen mir völlig fremder Menschen haben mich in die soziale Isolation getrieben. Und dann kam der Lockdown in der Corona-Pandemie“, erinnert sie sich.

Stefanie Reichel, Patientin am Adipositaszentrum Lippe

Allein in dieser Zeit hat Stefanie Reichel 90 kg zugenommen. „Der Lockdown war prima. Ich durfte ja nicht mehr rausgehen und entkam so auch der Stigmatisierung durch andere. In meinem alten Beruf als Friseurin konnte ich aus gesundheitlichen Gründen schon lange nicht mehr arbeiten. Also blieb ich zuhause. Aus Langeweile habe ich dann viel gekocht und natürlich auch gegessen.“ Das böse Erwachen kam nach Ende des Lockdowns: „250 kg habe ich auf die Waage gebracht. Und das bei einer Körpergröße von 168 cm.“

Mit diesem hohen Körpergewicht, welches Begleiterkrankungen verursachte, war an Lebensqualität für Stefanie Reichel nicht zu denken: „Ich litt nicht nur an den abfälligen Blicken, sondern auch an Begleiterkrankungen, welche die Adipositas mit sich brachte: Asthma, Luftnot, Bluthochdruck und Schilddrüsenunterfunktion. Jeder Schritt fiel mir schwer und ein Weg von 50 Metern war für mich der blanke Horror. Auch von Fachleuten fühlte ich mich selten ernst genommen“, sagt sie heute.

2021 wird Stefanie Reichel zum ersten Mal in Nürnberg, ihrer Heimatstadt, operiert und bekommt einen Schlauchmagen. „Ich habe mich ein Jahr lang auf die OP vorbereitet und auch den OP-Vorbereitungskurs besucht. Allein in der Vorbereitungszeit konnte ich durch Ernährungsumstellung mein Gewicht auf 222 kg reduzieren. Durch den Kurs und die kompetente Unterstützung von Experten hat es bei mir Klick gemacht.“

Direkt nach der Operation purzeln die Kilos. Die bewusste und an den Schlauchmagen angepasste Ernährung und Sport – erst über YouTube-Videos zuhause und später mit etwas mehr Selbstbewusstsein im Fitnessstudio und Schwimmbad – helfen Stefanie Reichel. In anderthalb Jahren nimmt sie 130 kg ab. „Ich bin seit der ersten Operation wirklich sehr diszipliniert, aber es fällt mir nicht schwer, weil ich mein neues Leben mit allen Freiheiten, die ich heute habe, genieße. Es ist mir wichtig, gesund zu leben und aktiv zu sein.“

Stefanie Reichel, Patientin am Adipositaszentrum Lippe

Aktuell wiegt sie knapp unter 100 kg. Aufgrund einer bestehenden Refluxkrankheit soll der Schlauchmagen in diesem Jahr in einen Magenbypass umgewandelt werden. „Meine erste Operation wurde in Nürnberg von Frau Dr. Vladimirov durchgeführt. Da sie zwischenzeitlich ans Klinikum Lippe nach Detmold gegangen ist, stand für mich schnell fest, dass ich für meine Umwandlungsoperation die rund 400 km von Nürnberg in den Kreis Lippe auf mich nehmen werde. Ich muss Vertrauen zu einem Arzt oder einer Ärztin haben und das Team des Adipositaszentrums Lippe ist einfach so herzlich. Ich fühle mich verstanden, akzeptiert und fachlich gut beraten. Deshalb fahre ich jetzt bis nach Detmold für die OP und nehme den Weg auch für die Nachsorge einmal im Jahr künftig in Kauf.“

Wichtig ist der Nürnbergerin auch die Aufklärung über Adipositas. Sie ist daher auch in Selbsthilfegruppen aktiv: „Wenn man sehr dick ist, denken alle, dass man sich aus Spaß und Langweile fett gefressen hätte. Die Erkrankung dahinter sehen oder kennen andere oft gar nicht. Deshalb ist es mir wichtig zu zeigen, dass man es schaffen kann, die Adipositas zu besiegen. Sie wird mein lebenslanger Begleiter bleiben, aber ich habe die Kontrolle. Es kostet Überwindung diesen Weg zu gehen, aber mit der richtigen Unterstützung durch spezialisierte Adipositas-Experten, kann es gelingen. Man muss nur den ersten Schritt wagen.

„Es kommt gar nicht so selten vor, dass Patientinnen oder Patienten weite Wege in Kauf nehmen, um sich im Adipositaszentrum Lippe operieren zu lassen“, weiß Dr. Miljana Vladimirov. „Gerade bei chronischen Erkrankungen wie der Adipositas ist neben der medizinischen Kompetenz auch das Vertrauen ein wichtiger Faktor für die Wahl des richtigen Krankenhauses.“

Adipositaszentrum Lippe

Adipositas kann schwere gesundheitliche Folgen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme mit sich bringen. Doch nicht nur körperliche Beschwerden belasten Betroffene – oft leiden sie auch unter sozialer Stigmatisierung. Am Klinikum Lippe bietet das Adipositaszentrum als zertifiziertes Referenzzentrum für Adipositaschirurgie eine spezialisierte Anlaufstelle für Menschen mit starkem Übergewicht. Das Adipositaszentrum gehört zur Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Campus Klinikum Lippe am Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld.

Ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten, Ernährungsberatern, Psychologen und Physiotherapeuten entwickelt maßgeschneiderte Behandlungskonzepte. Ziel ist es, Betroffenen eine langfristige und nachhaltige Lösung für ihr Gewichtsproblem zu bieten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Oftmals können Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie bereits zu einer deutlichen Gewichtsreduktion und einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation führen.

Ist eine konservative Therapie nicht ausreichend oder das Übergewicht bereits extrem hoch, kann ein operativer Eingriff den langfristigen Erfolg unterstützen. Hierbei setzt das Adipositaszentrum Lippe auf moderne, minimalinvasive Verfahren wie Magenbypass-Operationen oder Schlauchmagenresektionen. Wenn die Patientin oder der Patient davon profitiert, wird am Klinikum Lippe der Eingriff auch roboterassistiert angeboten. Die verschiedenen OP-Varianten haben alle eines gemeinsam: Sie helfen, die Nährstoffaufnahme zu reduzieren und ein schnelleres Sättigungsgefühl zu erreichen – mit dem Ziel, gesundheitliche Risiken zu minimieren und eine nachhaltige Gewichtsabnahme zu ermöglichen.

Auch nach einer Operation werden Patientinnen und Patienten eng begleitet. Regelmäßige Nachsorgetermine helfen, den Behandlungserfolg zu dokumentieren und mögliche Herausforderungen frühzeitig zu erkennen. „Unsere Aufgabe endet nicht mit dem Eingriff – wir unterstützen die Betroffenen auf ihrem gesamten Weg, um ihnen eine langfristige Perspektive für ein gesünderes Leben zu bieten“, betont Dr. Miljana Vladimirov, MHBA.

Lippisches Adipositas Symposium

Aber nicht nur die Versorgung der Menschen mit Adipositas und die Aufklärung in der Bevölkerung sind Dr. Vladimirov und ihrem Team wichtig. Auch die kontinuierliche Fortbildung, Netzwerkarbeit und der Austausch mit Fachpersonal steht im Fokus. Deshalb veranstaltet das Klinikum Lippe am 15. März 2025 das 1. Lippische Adipositas Symposium. Die Veranstaltung in Detmold bietet Medizinern und Therapeuten umfassende Informationen rund um neueste Studien und innovative Therapieansätze.

*Zahlen der Deutschen Adipositasgesellschaft

Hohe Heilungsrate in der Therapie des Speiseröhrenkrebs

Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL, forscht mit seinem Team zur Verbesserung der Therapie des Speiseröhrenkrebses.

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Therapieaussichten bei der Diagnose Speiseröhrenkrebs eher schlecht. Die Überlebensrate der Patientinnen und Patienten betrug nur circa 20 Prozent. Dank innovativer Forschung und neuer Therapiekonzepte hat sich diese Prognose inzwischen deutlich verbessert. Prof. Dr. Jens Höppner, der seit 2024 die Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum OWL leitet, hat mit seiner Forschung maßgeblich zu diesen Entwicklungen beigetragen.

Ein schleichender Schmerz beim Schlucken, unerklärliche Gewichtsabnahme und anhaltendes Sodbrennen – all das sind Symptome, die oft zu spät ernst genommen werden. So erging es auch Michael K.*, einem 57-jährigen Lehrer, der lange Zeit dachte, es handele sich nur um gelegentliche Verdauungsprobleme. Als die Beschwerden zunahmen, suchte er Hilfe und erhielt am Klinikum Lippe die Diagnose Speiseröhrenkrebs. (*Name geändert)

Speiseröhrenkrebs, in der Fachsprache Ösophaguskarzinom genannt, ist weltweit auf dem Vormarsch. Besonders das Adenokarzinom, eine Krebsvariante, die in den Drüsenzellen beginnt, tritt häufiger auf. Diese Zellen produzieren normalerweise Schleim oder andere Flüssigkeiten. Beim Adenokarzinom wachsen die Zellen aber unkontrolliert und bilden einen Tumor. In der Speiseröhre entsteht das Adenokarzinom oft durch ständigen Reiz, zum Beispiel durch aufsteigende Magensäure. Es ist eine der häufigeren Formen von Speiseröhrenkrebs, insbesondere in Nordamerika und Westeuropa und wird auch als „Wohlstandskrebs“ bezeichnet.

Früher war die chirurgische Entfernung des Tumors die alleinige Behandlung. Doch neue Studien zeigen, dass die Kombination von Chemotherapie und Operation deutlich bessere Ergebnisse liefert. Prof. Dr. Jens Höppner leitet die ESOPEC-Studie, die zwischen 2016 und 2023 durchgeführt wurde und an der 438 Patientinnen und Patienten teilnahmen. Die Ergebnisse sind wegweisend: Eine Chemotherapie vor und nach der Operation erhöht die Überlebensrate auf mehr als 57 Prozent, während eine Operation und die Kombination mit Bestrahlung deutlich geringere Erfolge zeigen. Die Studienergebnisse stellen einen internationalen Meilenstein für die Krebsbehandlung dar und wurden in der weltweit einflussreichsten medizinischen Fachzeitschrift, dem „New England Journal of Medicine“, im Januar 2025 veröffentlicht.

Für den Patienten Michael K. war nach ausführlicher Aufklärung und Beratung die Entscheidung daher klar: Er wurde nach dem neuen Schema behandelt. Heute ist er krebsfrei. „Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, von dieser Methode zu profitieren,“ sagt er.

Besonders bemerkenswert: Bei 17 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer war nach der Chemotherapie gar kein Tumor mehr nachweisbar. Das bedeutet, dass eine Operation in einigen Fällen gar nicht mehr notwendig war. Doch wie erkennt man, wer auf die Operation verzichten kann? Prof. Dr. Höppner und sein Team arbeiten weiter intensiv an dieser Frage und suchen nach Biomarkern oder anderen diagnostischen Methoden, um diese Patientengruppe schon vor der Operation zu identifizieren. Eine neue, vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie der Universität Bielefeld soll weitere Erkenntnisse liefern und die Therapie des Speiseröhrenkrebses noch präziser und schonender gestalten.

Am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL in Detmold werden alle Patientinnen und Patienten mit Speiseröhrenkrebs mit den modernen und erfolgreichsten Therapieprotokollen behandelt. Die robotische Operation beispielsweise ist hier ein Routineeingriff. Die Patienten haben die Möglichkeit, durch die Teilnahme an klinischen Studien auch von den neusten erfolgversprechenden Behandlungen zu profitieren. Das Team der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Höppner bietet Patientinnen und Patienten hierfür eine persönliche Beratung in der Spezialsprechstunde für Speiseröhrenerkrankungen an. Termine können telefonisch unter 05231 72-1151 vereinbart werden.

Hohe Nachfrage nach robotisch-assistierten Operationen
Klinikum Lippe investiert in zwei weitere Systeme

Univ.-Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Direktor der Universitätsklinik für Urologie, hat im Jahr 2024 mit seinem Team insgesamt 230 Eingriffe mit Unterstützung des DaVinci-Operationssystems durchgeführt.

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 480 Operationen mit dem DaVinci-Operationssystem am Klinikum Lippe durchgeführt. Laut Herstellerangaben gilt eine Auslastung von 350 Operationen pro Jahr bereits als ein sehr gutes Ergebnis. Mit deutlich höheren Zahlen hebt sich das Klinikum Lippe deshalb klar hervor. Nun ist eine Erweiterung geplant, um die Vorreiterrolle in der Region zu unterstreichen. Außerdem wollen Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit der Geschäftsführung auf die Patientennachfrage nach robotisch-assistierten Eingriffen reagieren und weiter auf Innovation und Fortschritt in der Patientenversorgung setzen.

Das DaVinci-Operationssystem wird am Klinikum Lippe von der Universitätsklinik für Urologie, der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe eingesetzt. Mit dem System konnte nicht nur die Anzahl der robotischen Eingriffe gesteigert werden, sondern auch das Hauptziel erreicht werden: die Optimierung der Qualität operativer Eingriffe, bei denen aufgrund der Anatomie das Operationsfeld sehr beengt ist. Durch die präzise Technologie des DaVinci-Systems wurde so die Notwendigkeit von Revisionseingriffen signifikant reduziert. Zudem konnten Patientinnen und Patienten schneller und mit hoher Beschwerdefreiheit nach Hause entlassen werden. Der Bedarf einer intensivmedizinischen Versorgung wurde durch den Einsatz des Systems ebenfalls deutlich verringert.

Aufgrund der hohen Nachfrage steht nun eine Erweiterung der Kapazitäten unmittelbar bevor. Zwei zusätzliche DaVinci-Systeme werden in den kommenden Wochen in Betrieb genommen. Damit wird das Klinikum Lippe in Ostwestfalen-Lippe zur einzigen Klinik mit drei DaVinci-Operationsrobotern.

„Die Nachfrage steigt stetig“, erklärt Martin Wall, OP-Manager am Klinikum Lippe. „Mit der Investition in zwei weitere Systeme können wir die Wartezeiten für unsere Patientinnen und Patienten verkürzen und gleichzeitig unsere Attraktivität für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigern, die mit modernster Technik arbeiten möchten.“

Die eingespielten OP-Teams aus Pflegekräften, Anästhesisten und Chirurgen profitieren von der hohen Präzision und der hervorragenden Visualisierung durch die robotischen „Assistenten“. Univ.-Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Direktor der Universitätsklinik für Urologie hebt hervor: „Künftig werden am Klinikum Lippe drei DaVinci-Systeme mit drei Operationsrobotern und insgesamt vier Konsolen im Einsatz sein. Eine der Konsolen wird speziell für die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten genutzt, um die Qualität der medizinischen Versorgung nachhaltig zu sichern.“

Sein Herz schlägt für Lemgo
Zurück im Leben durch schnelle Hilfe von HDZ NRW und Klinikum Lippe

Notfall gut überstanden: Handballfan Matthias Hartmann ist froh, dass Ersthelfer und Herzspezialisten ihn so gut begleitet haben.
© Herz- und Diabeteszentrum NRW / Finn Lehrke

Handball-Fan Matthias Hartmann (49) hat erlebt, was niemand erleben möchte: Während sein Heimatverein TBV Lemgo Lippe gegen den 1. VfL Potsdam in Führung geht, erleidet er einen Herz- Kreislaufzusammenbruch und verliert das Bewusstsein. Er überlebt dank vorbildlicher Rettungsmaßnahmen – sofortige Diagnostik im Klinikum Lippe und Bypass-OP im HDZ NRW.

An den Moment an jenem Sonntagnachmittag in Lemgo, als sein Herz keine neun Minuten nach Spielbeginn aussetzte, kann sich der Lemgoer gar nicht mehr erinnern. Inzwischen weiss er, dass ein solches Ereignis außerhalb von Krankenhäusern gar nicht so selten vorkommt: Jährlich sterben mehr als 100.000 Menschen durch den plötzlichen Herztod. Dieser tritt häufig als Folge von Kammerflimmern ein.

Matthias Hartmann hat Glück, denn die Ersthelfer vor Ort, darunter Mannschaftsarzt Volker Broy, reagieren sofort und reanimieren den 49-jährigen Maschinenbauingenieur, der dem Handball-Bundesligisten seit 25 Jahren treu verbunden ist. Man bringt ihn umgehend zur Weiterbehandlung ins nahe liegende Klinikum Lippe. Angesichts des auch für Zuschauer und Spieler dramatischen Vorfalls wird das Spiel nach 20-minütiger Unterbrechung abgebrochen.

Sofort bei Herzstillstand: Prüfen, Rufen, Drücken

„Die ersten Minuten nach einem solchen akuten Ereignis sind entscheidend“, sagt Prof. Dr. Stephan Gielen, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Lippe. „Die Wiederbelebungsmaßnahmen sorgen dafür, dass das Gehirn und der Körper weiter mit Sauerstoff versorgt werden.“  Deshalb sei es so wichtig, dass auch medizinische Laien sofort eingreifen, den Notarzt zu Hilfe rufen und eine Herzdruckmassage beginnen. „Nichts ist schlimmer als Nichtstun.“

Ist die Sauerstoffversorgung sichergestellt, müssen die verstopften Herzkranzgefäße je nach Art und Schwere im Krankenhaus entweder kardiologisch oder herzchirurgisch behandelt werden, in eher seltenen Fällen ist eine medikamentöse Therapie ausreichend. Bei Matthias Hartmann erkennt der diensthabende Kardiologe Dr. Marios Vlachojannis die Schwere der Erkrankung und organisiert eine umgehende Verlegung, weil ein herzchirurgischer Eingriff notwendig ist.

Nur anderthalb Stunden nach dem dramatischen Ereignis wird Matthias Hartmann in das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) nach Bad Oeynhausen verlegt. Der erfahrene Oberarzt Emir Prashovikj operiert ihn.  „Eine Bypassoperation stellt die Durchblutung des Herzmuskels wieder her, indem ein Umgehungsgefäß den Blutfluss an der blockierten Stelle der Herzkranzgefäße vorbeileitet. Dazu werden körpereigene Gefäße des Patienten verwendet“, erläutert Professor Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie des HDZ NRW.

Fünf Tage nach dem Handballspiel blättert Matthias Hartmann schon wieder im Magazin seines Lieblingsvereins. „Ich weiss, dass ich großes, sehr großes Glück gehabt habe, weil sich Ärzte und Rettungssanitäter so gut um mich gekümmert haben.“ Auf sein Herz will er künftig gut aufpassen. Neben den Nachsorgeterminen steht jetzt für den Handballfan und stolzen Besitzer einer Dauerkarte ein weiteres wichtiges Datum im Kalender: Am 10. April findet das Nachholspiel statt. Der TBV Lemgo hat bereits mitgeteilt, wie sehr man sich darüber freut, ihn nach den sorgenvollen Tagen wieder als Zuschauer in der Phoenix Contact-Arena begrüßen zu dürfen.

(Gemeinsame Presseinformation des HDZ NRW und des Klinikums Lippe.)

Wegweisende Entwicklung in der Labordiagnostik
Bielefelder Mediziner für Innovation ausgezeichnet

Preisträger des Jörg Schwarzbich Inventor Awards Prof. Dr. med. Thorsten Kaiser, Dr. phil. nat. René Staritzbichler (v.l). © Universität Bielefeld / Stefan Sättele

Beim diesjährigen Neujahrsempfang der Rektorin der Universität Bielefeld am 17. Januar wurden Prof. Dr. med. Thorsten Kaiser, Chefarzt und Leiter des Instituts für Laboratoriums-medizin, Mikrobiologie und klinische Pathobiochemie und Dr. phil. nat. René Staritzbichler, Leiter für klinische Entscheidungsunterstützung und spektroskopische Medizin am Universi-tätsklinikum OWL der Universität Bielefeld mit dem renommierten Jörg Schwarzbich Inventor Award ausgezeichnet. Die beiden Mediziner erhielten den mit 40.000 Euro dotierten Preis für ihre wegweisende Entwicklung im Bereich der Labordiagnostik.

In ihrer Laudatio betonte Rektorin Professorin Dr. Angelika Epple die besondere Bedeutung der Arbeit von Thorsten Kaiser und René Staritzbichler: „Diese Innovation zeigt, wie Wissenschaft die Kraft besitzt, unser Leben nachhaltig zu verändern. Mit dem Zusammenspiel aus Künstlicher Intelligenz und intensiver Forschung wird hier ein Weg geebnet, der nicht nur die medizinische Diagnostik revolutioniert, sondern auch neue Maßstäbe für personalisierte Therapien setzt. Wir sind stolz, solch visionäre Arbeit an unserer Universität zu fördern“

Die Labordiagnostik ist ein zentraler Bestandteil der modernen Medizin, der entscheidende In-formationen für Diagnosen und Therapien liefert. Doch herkömmliche Verfahren sind oft auf-wendig, teuer und bergen Risiken, da sie nur spezifische, vorab definierte Biomarker messen und unbekannte Marker unentdeckt bleiben können. Hier setzt die Erfindung der beiden Mediziner an.

KI-gestützte Diagnostik ohne Reagenzien

Der “Spectimprover” ist ein neuartiges Diagnostiksystem, das mehrere Biomarker gleichzeitig messen kann, ohne auf Reagenzien angewiesen zu sein. Durch die Integration bioinformati-scher Algorithmen liefert das System nicht nur präzise Messergebnisse, sondern auch wertvolle Hinweise auf mögliche Erkrankungen oder medizinische Komplikationen. Da „Spectimprover“ ohne Reagenzien auskommt, reduziert er Kosten, schont Ressourcen und ermöglicht eine schnelle sowie umfassende Analyse von Proben wie Blut oder Urin.

Das Gerät nutzt die Ramanspektroskopie in Kombination mit Künstlicher Intelligenz, um die Analyse von Proben wie Blut oder Urin zu optimieren und dabei bislang unentdeckte Biomarker zu erfassen. Durch das Training der Künstlichen Intelligenz auf molekulare Marker werden die Ergebnisse mit jeder neuen Probe zudem weiter verbessert.

Was ist Ramanspektroskopie?

Die Ramanspektroskopie ist eine Methode, um die chemische Zusammensetzung und Struktur von Materialien zu untersuchen. Dabei wird das Material mit Laserlicht bestrahlt. Die Verände-rungen im Licht, die von den Molekülen der Probe ausgehen, liefern detaillierte Informationen über die Substanzen. Diese Technik wird unter anderem in der Medizin und der Materialfor-schung verwendet, da sie schnell, berührungslos und ohne chemische Zusätze funktioniert.

Der Weg zur praktischen Anwendung

Das Diagnostiksystem wird derzeit weiterentwickelt. Nach erfolgreichen wissenschaftlichen Studien und der Anmeldung eines europäischen Patents stehen nun die nächsten Schritte an: Weitere Patente werden angemeldet, und eine Ausgründung des Projekts wird geplant.

„Mit der Fördersumme möchten wir die Grundlage schaffen, um die Forschung unabhängig vo-ranzutreiben und nicht auf externe Geldgeber angewiesen zu sein. So können wir die Entwick-lung weiter intensivieren“, erläutert Professor Dr. med. Thorsten Kaiser die geplante Verwen-dung des Preises.

René Staritzbichler ergänzt: „Wir freuen uns über diesen Preis insbesondere deswegen, weil es sich um einen technologischen Fortschritt handelt, welcher nicht nur von akademischem Inte-resse ist, sondern vielen Menschen wirklich nutzen kann.“

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award wird seit 2019 von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) und der Universität Bielefeld verliehen. Mit diesem Preis werden außergewöhnliche wis-senschaftliche Erfindungen ausgezeichnet, die das Potenzial haben, das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern. Die Auszeichnung, die mit einem Preisgeld von 40.000 Euro dotiert ist, gehört zu den renommiertesten Ehrungen der Universität Bielefeld und würdigt Projekte, die so-wohl wissenschaftliche Exzellenz als auch praktische Anwendbarkeit vereinen.

Presseinformation der Universität Bielefeld

Robotergestützte Chirurgie am Klinikum Lippe

Präzision und schnelle Genesung nach Bauchspeicheldrüsenoperationen

In der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie wurde bei einer 70-jährigen Patientin erfolgreich eine robotergestützte Operation an der Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Grund für den Eingriff war eine seit langem bestehende Zyste am linken Ende der Bauchspeicheldrüse, die in den letzten Monaten schnell größer geworden war. Der Eingriff wurde mit einer minimalinvasiven Methode durchgeführt, bei welcher der DaVinci-Operationsroboter Unterstützung leistete. Dadurch konnten große Teile der Bauchspeicheldrüse erhalten bleiben.

v.l.n.r.: Oberarzt Dr. Fabian Nimczewski und Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, führen die robotergestützten Operationen an der Bauchspeicheldrüse am Klinikum Lippe durch.

Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner betont: „Je mehr gesunde Anteile wir von einem Organ erhalten können, desto weniger Einschränkungen ergeben sich in der Folge für den Patienten oder die Patientin. Im Falle der Operation an der Bauchspeicheldrüse kann es sein, dass die Patienten nach einer Operation einen Diabetes entwickeln, weil die Bauchspeicheldrüse das körpereigene Insulin nicht mehr oder nicht in ausreichendem Maße produzieren kann.“

Bei der robotischen Chirurgie handelt es sich um eine fortschrittliche Technik, bei der ein Operationsroboter als präzises Hilfsinstrument eingesetzt wird. Der Roboter führt keine eigenständigen Bewegungen aus – jede Handlung wird vom Chirurgen oder der Chirurgin gesteuert. Mithilfe einer zehnfach vergrößerten, dreidimensionalen Kameraansicht können Operateure mit höchster Genauigkeit arbeiten, wobei die Instrumente durch kleinste Schnitte in den Körper eingeführt werden.“

Höppner möchte die Robotik, die in seiner Klinik bereits Standard bei Krebsoperationen ist, auch für Operationen an der Bauchspeicheldrüse weiter etablieren. Er sagt dazu: „Unser Ziel ist es unseren Patienten schonendere und effektivere Behandlungsmethoden zu ermöglichen. Die robotische Chirurgie hat in den letzten Jahren in vielen Bereichen enorme Fortschritte erzielt. Operationen mit Einsatz des OP-Roboters, sind an unserer Klinik mittlerweile Standard bei vielen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse.“

Und wie geht es der Patientin heute? Nach der Operation ergab die Untersuchung der Zyste, dass diese als potenziell gefährlich einzustufen war und eine bösartige Entartung des Gewebes wahrscheinlich war. Mit der Operation konnte dieses Risiko vollständig beseitigt werden. Ein weiterer positiver Aspekt: Trotz der Entfernung von Bauchspeicheldrüsengewebe hat die Patientin keinen Diabetes entwickelt. Bereits am Tag nach der Operation konnte sie selbstständig aufstehen. Die kleinen Wunden, die weniger als einen Zentimeter groß sind, sorgen nicht nur für ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis, sondern auch für eine schnellere Heilung. Die Patientin war mit dem Verlauf der Behandlung sehr zufrieden. Im direkten Vergleich zur herkömmlichen Operationsmethode, die ihr Ehemann vor einigen Jahren durchlaufen hatte, hob sie die geringeren Schmerzen, die schnellere Erholung und die kleinere Narbenbildung hervor.

Das Team der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikum Lippe unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner und Dr. Fabian Nimczewski bietet Patientinnen und Patienten persönliche Beratung in einer Spezialsprechstunde an. Termine können telefonisch unter 05231 72-1151 vereinbart werden.

Gynäkologisches Krebszentrum Lippe von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert

Das Gynäkologische Krebszentrum Lippe am Standort Detmold wurde erfolgreich von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Innerhalb nur eines Jahres erreichte das Team der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe einen bedeutenden Meilenstein in der gynäkologischen Patientenversorgung. Die erfolgreiche Erstzertifizierung legt den Grundstein für eine exzellente und zukunftsweisende Versorgung in der gynäkologischen Onkologie. Bereits im Jahr der Zertifizierung werden im Gynäkologischen Krebszentrum Lippe mehr Patientinnen behandelt als im bundesweiten Durchschnitt vergleichbarer Krebszentren.

Das Gynäkologische Krebszentrum Lippe bietet spezialisierte und umfassende Versorgung für Frauen mit Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane oder einem entsprechenden Verdacht. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Beyhan Ataseven stehen fünf erfahrene Oberärzte und Oberärztinnen, die sich auf gynäkologische Onkologie spezialisiert haben, den Patientinnen zur Seite. Sie begleiten sie durch den gesamten Behandlungsprozess – von der präzisen Diagnostik und der operativen Therapie über die Abklärung familiärer Risikofaktoren bis hin zur Systemtherapie.

Im Mittelpunkt des Zentrums stehen nicht nur Empathie und innovative Diagnostik, sondern auch modernste, evidenzbasierte Therapien. Dazu zählen fortschrittliche operative Verfahren wie die radikale Multiorganresektion sowie minimalinvasive und roboterassistierte Techniken. Diese Kombination ermöglicht optimale Behandlungsergebnisse und verbessert nachhaltig die Lebensqualität der Patientinnen.

Dr. Manuel Schweiger, Koordinator des Gynäkologischen Krebszentrums Lippe, betont: „Wir wissen, dass niemand auf die Diagnose Krebs vorbereitet ist. Deshalb unterstützen wir unsere Patientinnen in dieser belastenden Situation, indem wir umfassend informieren und sie durch den gesamten Behandlungsprozess begleiten. Dabei legen wir besonderen Wert auf personalisierte, leitliniengerechte Therapiestrategien, um den individuellen Bedürfnissen jeder Patientin bestmöglich gerecht zu werden.“

Dr. Nina Pauly, Leiterin der Sprechstunde für erblichen Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs unterstreicht zum Thema: „Die Zentralisierung medizinischer Versorgung steht oft in der Kritik, doch die Fakten sprechen eine klare Sprache: Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen haben in spezialisierten Zentren deutlich bessere Überlebenschancen. Umso mehr freut es uns, dass jetzt auch die Frauen aus Lippe direkt vor Ort von der Expertise, den innovativen Ansätzen und der erstklassigen Versorgung des Gynäkologischen Krebszentrums profitieren können.“

Klinikdirektorin Univ.-Prof. Dr. Beyhan Ataseven freut sich über die erfolgreiche Zertifizierung: „In Detmold sind wir hervorragend aufgestellt, um unsere Patientinnen bestmöglich zu versorgen. Als Teil des Universitätsklinikums OWL der Universität Bielefeld haben wir in unserem Zentrum direkten Zugang zu wegweisender klinischer Forschung in der gynäkologischen Onkologie. Unsere Patientinnen profitieren unmittelbar davon, da sie durch die Teilnahme an klinischen Studien Zugang zu den neuesten und innovativen Therapieansätzen erhalten.“

Zu den behandelten Krankheitsbildern am Gynäkologischen Krebszentrum Lippe zählen unter anderem Eierstockkrebs und andere bösartige Veränderungen der Eierstöcke, Gebärmutterkörper- und Gebärmutterhalskrebs, Vulva-(Schmalippen-)karzinom sowie erblich bedingter Brust- und Eierstockkrebs. Auch das Lynch-Syndrom, eine genetisch bedingte Krebserkrankung, gehört zum Spektrum des Zentrums.

Für die Terminvereinbarung im Gynäkologischen Krebszentrum Lippe steht eine eigene Hotline unter 05231 72-3013 zur Verfügung.

Prof. Dr. med. Christoph Redecker nimmt den Ruf der Universität Bielefeld auf die Professur für Transsektorale Neurologie an

Von links: Prof‘in Dr. Angelika Epple, Rektorin der Universität Bielefeld; Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Redecker, Chefarzt der Universitätsklinik für Neurologie und Neurogeriatrie, Klinikum Lippe; Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL

Am 4. Juli 2024 hat Prof. Redecker die Berufungsurkunde aus den Händen der Rektorin der Universität Bielefeld, Prof’in Dr. Angelika Epple, erhalten. Herr Prof. Redecker, seit dem Jahr 2015 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe, wird damit das Fach an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld vertreten.

Prof. Redecker hat nach seinem Medizinstudium in Münster und Auslandsaufenthalten in den USA, Kanada, Israel und der Schweiz zunächst an der Universitätsklinik Düsseldorf und dann an der Universitätsklinik Jena eine eigenständige wissenschaftliche Arbeitsgruppe zur Schlaganfallforschung aufgebaut. Nach Habilitation im Jahre 2003 und Erwerb des Facharztes für Neurologie im Jahre 2004 wurde er zunächst Oberarzt an der Klinik für Neurologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dann leitender Oberarzt. Im Jahre 2008 erfolgte die Ernennung zum Außerplanmäßigen Professor der Universität Jena.

Seit seiner Ernennung zum Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie des Klinikums Lippe am Standort Lemgo konnte die Klinik weiter ausgebaut werden, sodass sie heute im stationären Bereich das gesamte Spektrum der neurologischen Erkrankungen abdeckt. Dies umfasst u.a. eine überregional zertifizierte Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit), die Parkinsonkomplexbehandlung, die neurogeriatrische Behandlung von älteren Patienten im gemeinsam mit der Klinik für Geriatrie betriebenen Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Lippe und den Aufbau einer neurologischen Frührehabilitationseinheit am Klinikum Lippe.

Mit der Berufung von Prof. Redecker wird die Klinik nun zur Universitätsklinik und zukünftig Forschungsprojekte in den Schwerpunkten Parkinson-Syndrom, chronische Folgen des Schlaganfalls, Demenz und kognitive Störungen bearbeiten. Dabei soll es vor allem um neue Versorgungsangebote gehen, die die Behandlung dieser Patientinnen und Patienten über die Grenzen der ambulanten und stationären Angebote hinaus verbessern. „Mit dem bereits bestehenden Lotsen-Modell beim Schlaganfall, den Gesundheitshelfern und dem 2023 gegründeten Parkinsonnetz OWL+ ist unsere Region ideal für die weiteren Arbeiten vorbereitet“, stellt Prof. Redecker heraus, der sich auf seine neue Aufgabe sichtlich freut.

„Damit ist die Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie nun auch aktiver Teil des Universitätsklinikum OWL,“ freut sich Dr. Hütte als Geschäftsführer des Klinikums „Auf dem Weg der Transformation unseres Klinikums zu einem universitären Spitzenversorger sind wir damit wieder einen Schritt weiter vorangekommen.“

Das Klinikum Lippe bildet gemeinsam mit dem Evangelischen Klinikum Bethel und dem Klinikum Bielefeld das Universitätsklinikum OWL der jungen Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld, die kein eigenes Universitätskrankenhaus betreibt. Der Studienbetrieb mit zunächst 60 Studierenden wurde im Jahr 2021 aufgenommen. Am Klinikum Lippe sind mit der Berufung von Herrn Prof. Redecker insgesamt sieben klinische Professuren besetzt: Kardiologie und Angiologie, Laboratoriumsmedizin und Klinische Pathobiochemie, Klinische Radiologie, Urologie, Gynäkologie und Geburtshilfe und Allgemein- und Viszeralchirurgie. Die Professuren für Gastroenterologie und Infektiologie und Hämatologie und Onkologie befinden sich in der Besetzungsphase.

Vorhofflimmer-Zentrum erfolgreich zertifiziert

Von links: Dr. Johannes Brockmeier, Dr. Vanessa Rubesch-Kütemeyer und Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen freuen sich über das DGK-Zertifikat für das Vorhofflimmer-Zentrum.

Für Patienten ist es nicht leicht zu erkennen, an welchem Krankenhaus man sich am besten bei Herzerkrankungen behandeln lassen soll. Eine wichtige Orientierung bieten dabei die durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierten Zentren. Diese müssen in einem Audit nachweisen, dass die Behandlung modernsten Standards entspricht und entlang strukturierter Behandlungspfade erfolgt. Für die Behandlung von möglichen Komplikationen müssen abgestimmte Notfallpläne vorgelegt werden.

Seit Ende Juni ist die Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin unter Leitung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen am Klinikstandort Detmold offiziell von der DGK als Vorhofflimmer-Zentrum zertifiziert. Damit gehört sie zum kleinen Kreis von bislang 85 zertifizierten Vorhofflimmer-Zentren in Deutschland.

Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. In Deutschland sind circa 1,8 Millionen Menschen davon betroffen – statistisch gesehen, ist das jeder 7. Mensch über 65 Jahren. In Zukunft ist auf Grund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft mit einer weiteren Zunahme zu rechnen.

Vorhofflimmern führt zu schnellen und unregelmäßigen elektrischen Signalen in den Vorhöfen des Herzens. Dadurch sinkt die Pumpkraft des Herzens, man fühlt sich schlapp und schlechter belastbar. Oft führt schnelles Vorhofflimmern auch zu Luftnot – vor allem nach körperlicher Belastung. Die Diagnose ist einfach und wird mittels des EKG gestellt. Ziele der medizinischen Behandlung sind einerseits Gerinnselbildungen und Schlaganfälle durch eine Blutverdünnungsbehandlung (Antikoagulation) zu verhindern, andererseits wenn möglich den normalen Sinusrhythmus wiederherzustellen.

Seitdem man weiß, dass die Auslöser des Vorhofflimmerns meist krankhafte elektrische Impulse aus den Lungenvenen (Pulmonalvenen) sind, die in den linken Vorhof münden, gibt es mit der Pulmonalvenenisolation ein effektives und sicheres Therapieverfahren. Durch die Verödung (Ablation) der Lungenvenenmündung mit Hitze oder Kälte wird erreicht, dass elektrische Impulse aus den Lungenvenen nicht mehr den Sinusrhythmus der Vorhöfe stören können. Sowohl die Ablation mit dem Kälteballon (Kryo-Ablation) als auch Ablation mit Hochfrequenzstrom werden von Dr. Johannes Brockmeier und Dr. Vanessa Rubesch-Kütemeyer am Klinikum Lippe in Detmold angeboten. Je nach Verfahren liegen die Eingriffszeiten zwischen 45 und 90 Minuten.

„Die Zertifizierung als Vorhofflimmer-Zentrum bestätigt den hohen Standard unserer Rhythmologie und reiht sich in die bisherigen Zertifizierungen für die Behandlung von Herzinfarktpatienten (Chest Pain Unit) und von Herzschwächepatienten (Heart Failure Unit) nahtlos ein“, so Prof. Dr. Stephan Gielen. „Wir sind stolz darauf, den Patienten im Kreis Lippe und darüber hinaus diese hochspezialisierte Behandlung anbieten zu können“, freut sich Dr. Johannes Brockmeier, Leitender Arzt der Abteilung für Rhythmologie.

Meilenstein in der Behandlung von Speiseröhrenkrebs

Speiseröhrenkrebs ist in den westlichen Industriestaaten auf dem Vormarsch: Jedes Jahr erkranken weltweit rund 85.700 Menschen neu an einem Adenokarzinom der Speiseröhre. Bislang standen zwei etablierte Behandlungsmethoden zur Verfügung – doch welche davon die bessere ist, war unklar.

Das hat Professor Dr. Jens Höppner, Leiter der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum OWL – Campus Lippe der Universität Bielefeld, mit einem interdisziplinären Team nun in einer Studie untersucht. Das Ergebnis dieser Studie könnte die Leitlinien für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs weltweit verändern.

Die ESOPEC-Studie, die in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt wurde, hatte das Ziel, zwei gängige Therapiemethoden direkt zu vergleichen. Beteiligt daran waren 25 auf Krebs spezialisierte Einrichtungen in Deutschland. „Grundsätzlich lässt sich der Krebs nur durch eine Operation heilen, wenn er noch nicht gestreut hat“, sagt Höppner, der die Studie geleitet hat. „Die Heilungschancen steigen jedoch erheblich, wenn die Operation mit zusätzlichen Therapien kombiniert wird.“

Übergewicht als Risikofaktor

Untersucht wurden in der Studie sogenannte Adenokarzinome. Diese Krebsart entsteht im unteren Teil der Speiseröhre am Übergang zum Magen und entwickelt sich aus Drüsengewebe. Aus-gelöst wird diese Krebsart vor allem dadurch, dass Säure aus dem Magen aufsteigt und die Speiseröhre reizt. Daraus können sich Zellveränderungen und schließlich auch Krebs entwickeln. Übergewicht, bei dem Magensäure in die Speiseröhre gedrückt wird, gilt als einer der Hauptrisikofaktoren. Auch Rauchen, Alkohol und eine fettreiche Ernährung erhöhen das Risiko. „Die Häufigkeit dieser Krebsform hat sich in den letzten 30 Jahren versiebenfacht“, so Höppner.

Vergleich zweier Methoden

Die ESOPEC-Studie verglich zwei Behandlungsmethoden: eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie vor der Operation („CROSS“) und eine Chemotherapie sowohl vor als auch nach der Operation („FLOT“), die auch als perioperative Chemotherapie bezeichnet wird. „Beide Methoden sind besser als eine alleinige Operation“, betont Höppner. „Bislang galten beide Ansätze als gleichwertig, aber wir sind die ersten, die eine solche vergleichende Studie durchgeführt haben.“

Zwischen 2016 und 2020 nahmen 438 Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland an der Studie teil. Der Krebs hatte sich bei ihnen noch nicht ausgebreitet. Bis 2023 wurde nachverfolgt, wie viele Personen einen Rückfall erlitten und wie viele an der Krankheit gestorben waren. „Wir haben ein klares Ergebnis erzielt“, sagt Höppner. Betroffene, die vor und nach der Operation eine Chemotherapie erhalten hatten, lebten im Durchschnitt 66 Monate – ganze 29 Monate länger als diejenigen, die nur vor der Operation eine Chemo- und Strahlentherapie erhalten hat-ten. Dies entspricht einem rund 30 Prozent niedrigeren Sterberisiko. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die perioperative Chemotherapie die Überlebenschancen bei Speiseröhrenkrebs erheblich verbessert.“

Auswirkung auf Leitlinien erwartet

Die Ergebnisse der ESOPEC-Studie präsentierte Professor Höppner kürzlich auf der Plenarsitzung der ASCO-Jahrestagung in den USA, der weltweit wichtigsten Onkologie-Konferenz, die von der American Society of Clinical Oncology (ASCO) organisiert wird, vor 10.000 Zuhörerenden. „Ich erwarte, dass die nationalen und internationalen Leitlinien für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs angepasst werden“, so der Chirurg. „Die Einführung der perioperativen Chemotherapie als Standardbehandlung wird die Heilungschancen vieler Patienten verbessern und ihnen mehr Lebenszeit schenken.“

Es wird am Universitätsklinikum OWL intensiv zu Speiseröhrenkrebs geforscht. Professor Dr. Jens Höppner leitet eine weitere deutschlandweite Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „Bei etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten werden nach der Vorbehandlung mit Chemotherapie oder Strahlentherapie keine Krebszellen mehr gefunden“, sagt er. „Wir wollen in der Studie herausfinden, ob wir diesen Patientinnen und Patienten eine belastende Operation ersparen können.“

Interessierte können sich im Studiensekretariat melden, um an dieser Studie teilzunehmen. Ansprechpartnerin ist Verena Vanessa Gärtner, Telefon
05231 72-5494, verenavanessa.gaertner@klinikum-lippe.de.

Originalveröffentlichung: Jens Hoeppner, Thomas Brunner, Florian Lordick, et al.: Prospective randomized multicenter phase III trial comparing perioperative chemotherapy (FLOT protocol) to neoadjuvant chemora-diation (CROSS protocol) in patients with adenocarcinoma of the esophagus (ESOPEC trial), erschienen im Journal of Clinical Oncology, Volume 42, Number 17_suppl, https://doi.org/10.1200/JCO.2024.42.17_suppl.LBA1

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