Im aktuellen FOCUS-Krankenhaus-Ranking hat das Klinikum Lippe erneut gute Platzierungen erhalten…

Investition in Herz und Hightech

Drittes Herzkatheterlabor am Klinikum Lippe in Betrieb genommen

Am Klinikum Lippe wird in diesen Tagen das dritte Herzkatheterlabor offiziell in Betrieb genommen. Das Besondere: Es ist das aktuell leistungsfähigste Herzkatheterlabor in ganz OWL. Durch Integration der Röntgenbildgebung mit allen aktuellen Verfahren der Stenosebeurteilung im Gefäß und durch die Möglichkeit der roboterunterstützten Intervention an verengten Koronargefäßen bietet es dem Team um Chefarzt Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen optimale Voraussetzungen für sichere und schonendere Eingriffe am Herzen. Besonders bei Mehrgefäßerkrankungen mit Gefäßverschlüssen bietet die Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Standort Detmold damit ein breites Therapiespektrum, von dem insbesondere ältere Patienten profitieren können.

Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen und sein Team präsentierten in einem Vor-Ort-Termin Landrat Dr. Axel Lehmann das dritte Herzkatheterlabor und den neuen CORINDUS. Mit dabei waren auch Oberarzt Dr. Jürgen Götz, die Leitung des Herzkatheterlabors Irene Schmidt, Oberarzt Dr. Dirk-Udo Härtel, Oberarzt Dr. Marios Vlachojannis und Klinikgeschäftsführer Dr. Johannes Hütte

Das Team der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin sowie das dritte Herzkatheterlabor durfte Landrat Dr. Axel Lehmann in einem Vor-Ort-Termin Anfang Mai bereits kennenlernen. Er zeigte sich beeindruckt von der modernen Technik und den diagnostischen Möglichkeiten: „Drei Linksherzkatheterlabore (LHKM) sind für ein Krankenhaus dieser Größe, welches nicht allein auf kardiologische Patienten spezialisiert ist, sondern eine ganze Bandbreite von Leistungen abdeckt, kein Standard. Deshalb können wir hier schon von einer besonderen Investition in die Zukunftsfähigkeit unseres Klinikums und vor allem in die Gesundheit der Lipper Bevölkerung sprechen.“

„Durch die Steigerung der Patientenzahlen und der immer komplexer werdenden Möglichkeiten der Herzuntersuchungen ist die Investition von über 3,5 Millionen Euro im Rahmen der Technologiepartnerschaft mit Siemens Healthineers für die Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin zukunftsweisend“ sagt auch Klinikgeschäftsführer Dr. Johannes Hütte. Damit meint er nicht nur die reine Anzahl von drei Herzkatheterlaboren, welche nach Auslaufen der Corona-Einschränkungen die Wartezeiten für Patientinnen und Patienten verkürzt und eine bessere Kompensation von Wartungsausfällen für die Klinik ermöglicht. Hütte freut sich besonders über „die neue Technik, die dem Klinikmotto „Mit Herz und Hightech“ gerecht wird.“

Das neue Herzkatheterlabor der Firma Siemens Healthineers (Modell Artis zee biplane eco) ist ein sogenanntes biplanes System. Die bisherigen Labore waren monoplane Systeme (Modell Philips Allura Xper). Die Vorteile des biplanen Systems: Dem Patienten muss nur einmal Kontrastmittel gespritzt werden, um gleichzeitig zwei Blickwinkel aufzunehmen, denn das neue Labor verfügt über zwei Röntgenstrahler und zwei Detektoren, die frei positionierbar sind. Das spart Zeit und Kontrastmittel und erhöht so die Patientensicherheit gerade bei komplexen Eingriffen. Außerdem sind spezielle Messmethoden in das System direkt integriert.

Dr. med. Marios Vlachojannis, Leitender Arzt Strukturelle Herzerkrankungen an der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, ist einer der künftigen Anwender des neuen Gerätes. Er weiß: „Das neue System ist ein technologischer Sprung nach vorn. Insbesondere die gleichzeitige Aufnahme aus 2 Blickwinkeln erleichtert die Orientierung bei komplexen Eingriffen. Die Messmethoden zur Blutflussmessung im Herzkranzgefäß (FFR- und iFR-Messung) werden direkt integriert und die Diagnostik wird damit noch schneller und zuverlässiger. Außerdem verfügt das neue Herzkatheterlabor über die Möglichkeit der optischen Cohärenztomographie (OCT). Als Anwender sehen wir die Gefäßwand und die Stentstreben damit 10-mal schärfer als im intravaskulären Ultraschall (IVUS), weil Lichtwellen statt Ultraschall zum Einsatz kommen. So können wir das Ergebnis nach der Stentimplantation optimal beurteilen.“

„Als erste Klinik in OWL haben wir mit dem CORINDUS-Roboter auch die Voraussetzungen für robotergestützte Koronarinterventionen im neuen Katheterlabor geschaffen. Erst zehn Kliniken in Deutschland nutzen dieses System. Es ermöglicht, Drähte und Stents mit Roboter-Unterstützung präziser und schonender in den Kranzgefäßen zu platzieren“, so Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Gielen, Chefarzt der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Er verrät „Im neuen Herzkatheterlabor sind primär Eingriffe an den Herzkranzgefäßen geplant. Dennoch profitieren alle Bereiche und vor allem unsere Patientinnen und Patienten von der erweiterten Untersuchungskapazität. Noch wichtiger als moderne Großgeräte auf dem neuesten technischen Stand sind aber die Ärztinnen und Ärzte, die diese Technik bedienen. Auch da sind wir mit acht erfahrenen interventionell tätigen Oberärztinnen und Oberärzten gut aufgestellt.“ Das dritte Katheterlabor ist auch für die universitäre Ausrichtung des Campus Klinikum Lippe als Teil des Universitätsklinikum OWL wichtig. So soll durch weitere Forschungsprojekte im Bereich Bildintegration in den nächsten Jahren eine integrierte Betrachtung von Koronarangiographie und Myokardperfusion die optimale individuelle Therapieentscheidung unterstützen.

In einem Herzkatheterlabor werden Untersuchungen der Herzkranzgefäße mittels Katheter durchgeführt. Diese können z.B. notwendig sein bei Herzinfarkt, koronarer Herzkrankheit (Einengung der Herzkranzgefäße), angeborenem Herzfehler, Herzklappen- oder Herzmuskelerkrankungen. Bei der Herzkatheteruntersuchung wird unter örtlicher Betäubung über eine Einstichstelle im Handgelenk oder in der Leiste ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) durch die Gefäße bis zum Herzen geschoben. 93 Prozent aller Eingriffe an den Herzgefäßen werden am Klinikum Lippe mittels des komplikationsärmeren Zugangs über das Handgelenk (transradial) durchgeführt – ein besonders guter Wert im nationalen Vergleich. Nachblutungen werden durch den transradialen Zugang reduziert, die Patienten sind nach der Untersuchung schneller wieder mobil. Über den Katheter kann ein Kontrastmittel gespritzt werden, welches eine Darstellung der Gefäße mittels Röntgenbild ermöglicht. Außerdem ist über den Katheter das Einsetzen eines Stents (Metallgeflecht zum Offenhalten des Gefäßes) möglich. Eine Herzkatheteruntersuchung dauert je nach Patient und Untersuchungs- bzw. Therapieziel zwischen 15 Minuten und 2 Stunden. Ein Herzkatheterlabor ist ähnlich aufgebaut wie ein Operationssaal und unterliegt den gleichen Hygienestandards für steriles Arbeiten.

Klinikum Lippe startet offiziell in die universitäre Ära

Prof. Dr. med. Stephan Gielen nimmt Ruf der Universität Bielefeld auf eine W3-Professur für Kardiologie an

Prof. Dr. med. Stephan Gielen

Als erster berufener Universitätsprofessor am Klinikum Lippe hat Prof. Dr. Stephan Gielen am 23. März 2022 seine Berufungsurkunde aus den Händen des Rektors der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Gerhard Sagerer, erhalten. Prof. Gielen, seit 2016 Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, wird künftig das Fach Kardiologie an der 2019 neu gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld vertreten.

Mit der Annahme des Rufs beginnt in Lippe auch offiziell die universitäre Ära. Die Besetzung der Professuren für Laboratoriumsmedizin, Radiologie, Gynäkologie und Urologie werden folgen. „Damit beginnt ganz konkret die Transformation unseres Klinikums von einem Maximalversorgungshaus zu einem Universitätsklinikum, in dem Forschung und Lehre ihren festen Platz finden“ sagt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe, anlässlich der Berufung.

Prof. Dr. Stephan Gielen begann seine medizinische Ausbildung 1994 an der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg in der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Pneumologie) bei Prof. Kübler, bevor er 1997 an das neu gegründete Herzzentrum Leipzig – Universitätsklinik wechselte. Dort forschte er zur Pathophysiologie der Belastungsintoleranz bei chronischer Herzinsuffizienz (CHI) und untersuchte u.a. in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt den Zusammenhang zwischen Skelettmuskelatrophie bei CHI und Alter/körperlicher Aktivität. 2006 schloss er seine Habilitationsarbeit zur Interaktion zwischen Herzinsuffizienz und peripheren Organsystemen erfolgreich ab. Aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen in der kardiovaskulären Präventionsmedizin und der transsektoralen Versorgungsforschung bei CHI. Mit seiner Erfahrung von mehr als 30.000 Herzkatheterprozeduren gehört Prof. Dr. Gielen klinisch zu den profiliertesten interventionellen Kardiologen.

Prof. Dr. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, übergibt die Berufungsurkunde an Prof. Dr. Stephan Gielen.

Er ist in zahlreichen Fachgesellschaften und Leitlinienkommissionen aktiv: 2012 bis 2014 war er Präsident der European Association of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation (EACPR) und Board-Mitglied der European Society of Cardiology (ESC). 2016 erschien das von ihm herausgegebene erste europäische Lehrbuch zur präventiven Kardiologie. 2018 bis 2020 wurde er zum Councillor der ESC gewählt. Von 2017 bis 2021 war Prof. Gielen auf Vorschlag der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) National Coordinator for Prevention für Deutschland und hat im Auftrag der DGK die deutsche Fassung der ESC-Leitlinien für Prävention 2022 redigiert und kommentiert. Er ist aktuell als Editor für das European Journal of Preventive Cardiology und ESC Heart Failure tätig.

„Ich freue mich für den Kreis Lippe und die Region OWL, dass das Klinikum Lippe nun zur Universitätsklinik mit überregionaler Strahlkraft wird. Uns allen ist aber klar, dass wir beim Aufbau universitärer Strukturen in Dekaden denken müssen. Aktuell läuft bereits die universitäre Lehre in unserer Klinik mit Vorlesungen, Seminaren und Unterricht am Krankenbett für die Studentinnen und Studenten im zweiten Semester an. Für eine kompetitive klinische Forschung am Campus Lippe müssen wir zunächst personell und baulich die Voraussetzungen schaffen. Dazu werden zusammen mit Fakultät und Träger schon in den nächsten Wochen Konzepte für ein interdisziplinäres Studienzentrum in Detmold entwickelt. Im zweiten Schritt wollen wir für innovative Projekte externe Fördermittel einwerben und so die Forschungsstrukturen stärken. Im dritten Schritt kommt der Aufbau nationaler und internationaler Kooperationen. Nur durch den wissenschaftlichen Austausch floriert Forschung auf Dauer“, betont Prof. Dr. Stephan Gielen bei der Berufungszeremonie.

Expertentelefon: Bluthochdruck

Die diesjährigen Herzwochen im November stehen unter dem Motto „Herz unter Druck – Ursachen, Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks“. Informieren Sie sich am 15. November 2021 von 15.00 bis 17.30 Uhr bei unseren Herzspezialisten am Expertentelefon und stellen Sie Ihre Fragen rund um den Bluthochdruck.

3 Experten sind für Sie am Telefon!

Die Hotline ist erreichbar am Montag, 15.11.2021, von 15.00 bis 17.30 Uhr unter der Telefonnummer 05231 72-2222.

Schicken Sie uns Ihre Fragen und Befunde auch gern vorab per E-Mail an expertentelefon@klinikum-lippe.de. Alle Daten werden anonymisiert bearbeitet.

Das Expertentelefon kann einen Arztbesuch oder eine Untersuchung nicht ersetzen.

Prof. Dr. Stephan Gielen
Facharzt für Innere Medizin Schwerpunkt Kardiologie
Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin

Dr. Dirk-Udo Härtel
Facharzt für Innere Medizin Schwerpunkt Angiologie, Schwerpunkt Kardiologie
Leitender Oberarzt und Leitender Arzt Angiologie der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin

Dr. med. Siniša Miketić
Facharzt für Kardiologie
Kardiologische Praxis Detmold

Zum ersten Mal rückt das Klinikum Lippe auch in die Liste der 100 besten Krankenhäuser Deutschlands auf und ist TOP-Nationales Krankenhaus 2022…

Strukturierte Herzinsuffizienzversorgung führt zurück ins Leben

Kardiologie am Klinikum Lippe erneut als HFU-Schwerpunktklinik zertifiziert

von links: Prof. Dr. Stephan Gielen und Dr. Roja Soutodeh freuen sich über die Rezertifizierung als HFU-Schwerpunktklinik

Als sich Herr M. vor drei Wochen in der Herzinsuffizienzambulanz am Klinikum Lippe vorstellte, kam er zuhause kaum noch die Treppe zum Schlafzimmer hoch: Nach wenigen Schritten rang er nach Luft, die Beine waren so dick geschwollen, dass er sie in den Knien nicht mehr richtig beugen konnte. In der Herzinsuffizienzambulanz erkannte Oberärztin Dr. Roja Soutodeh sofort die Dringlichkeit der Situation und teilte Herrn M. mit: „Wir müssen Sie spätestens morgen stationär aufnehmen. Sie haben eine Dekompensation.“

Mit Dekompensation ist ein fortgeschrittener Krankheitszustand bei Herzschwäche gemeint, bei dem viel Wasser in Lunge und Gewebe eingelagert wird, weil die linke Herzkammer nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpen kann. Über vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzinsuffizienz. Die Erkrankung ist häufigster Aufnahmegrund zur stationären Behandlung und potentiell lebensbedrohlich: Ohne optimale Behandlung sterben über die Hälfte der Patienten innerhalb von fünf Jahren nach Diagnosestellung.

Vor ein paar Tagen konnte Herr M. nach Hause entlassen werden. In drei Wochen intensiver medikamentöser Entwässerungstherapie konnten die Spezialisten am Klinikum Lippe insgesamt 22 Liter Wasser aus dem Körper entfernen. „Endlich kann ich wieder allein meine Beine ins Bett heben und mich ohne Luftnot bewegen“, erzählt er heute zufrieden.

„Die Behandlung der Herzschwäche ist in den letzten Jahren immer komplexer geworden. Durch Kombination mehrerer hochwirksamer Herzmedikamente mit neuen Entwässerungstherapeutika konnten wir hier unserem Patienten helfen“, so Prof. Dr. Stephan Gielen, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Und er ergänzt: „Wichtig für eine umfassende Versorgung sind aber auch eine gute Infrastruktur für Diagnostik und Therapie von Herzkrankheiten und Kooperation mit anderen Experten aus Herzchirurgie, Rhythmologie, Nuklearmedizin, Psychosomatik und vor allem den Internisten und Hausärzten im Kreis Lippe. Als dritte Klinik bundesweit wurden wir 2017 als HFU-Schwerpunktklinik zertifiziert, nun haben wir die Rezertifizierung mit Bravour bestanden.“

HFU steht für Heart Failure Unit. Kliniken, Praxen und Ärztenetzwerke, die eine HFU-Zertifzierung haben, müssen strukturierte Behandlungspfade für Herzinsuffizienzpatienten nach aktuellen Leitlinien nachweisen und Patienten eine Versorgung durch spezialisierte Schwestern und Ärzte anbieten – ambulant wie stationär. „Wir haben mit Dr. Roja Soutodeh eine ausgewiesene Spezialistin für Herzinsuffizienz und Kunstherzbehandlung in unserer Ambulanz. Vier Heart Failure Nurses, speziell geschulte Pflegekräfte, helfen den Betroffenen, mit ihrer Krankheit besser zurechtzukommen. Sie unterstützen Patienten und Angehörige auch bei der Nachsorge nach einem stationären Aufenthalt“, erklärt der Chefarzt.

Aktuell gibt es in Deutschland 56 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierte HFU-Schwerpunktkliniken, von denen insgesamt sieben – unter ihnen die Kardiologie des Klinikum Lippe – rezertifiziert sind. „Wir freuen uns über eine tolle Leistung des gesamten Teams“, betont Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikum Lippe. Er ist überzeugt, dass die zertifizierten Strukturen ein ebenso wichtiger Baustein für eine gute regionale Gesundheitsversorgung und die Zukunft des Klinikum Lippe sind, wie das biplane Herzkatheterlabor, welches noch in diesem Jahr in Betrieb gehen wird.

Neues biplanes Herzkatheterlabor für Lippe

Mehr Patientensicherheit bei komplexen Eingriffen

Hochkomplexe Eingriffe am Herzen und seinen Gefäßen gehören zum Alltag der Fachärzte unserer Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Standort Detmold. Bisher arbeitet das Team mit zwei modernen Anlagen, die sowohl in der Diagnostik bei Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße, als auch für alle Herzerkrankungen genutzt werden können. Durch die Steigerung der Patientenzahlen in den letzten Jahren und die immer anspruchsvolleren Untersuchungen zeigte sich, dass die Investition in eine neue, zusätzliche Herzkatheteranlage sinnvoll ist. So können Wartezeiten für die Patientinnen und Patienten verkürzt und notwendige Wartungsarbeiten der Anlagen besser kompensiert werden.

Die neue Siemens Artis Anlage, die im vierten Quartal 2021 einsatzbereit ist, erfüllt als sogenanntes biplanes System mit zwei Strahlern und zwei Detektoren, die frei positionierbar sind, die neuesten Anforderungen perfekt. „Ein Problem bei langen Interventionen ist die Kontrastmittelmenge. Mit dem neuen, biplanen System nehmen wir bei einer Kontrastmittelgabe in das Herzkranzgefäß gleichzeitig zwei, statt bisher einen Blickwinkel auf. Eine erneute Konstrastmittelgabe, um die zweite Aufnahme machen zu können, entfällt also. Dadurch sparen wir Zeit und Kontrastmittel und erhöhen so die Sicherheit für den Patienten“, weiß Prof. Dr. Stephan Gielen, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Auch sonst bietet die neue Technik für den Anwender – also den Arzt – und den Patienten viele Vorteile. In die Anlage werden Messmethoden integriert, die eine noch schnellere und zuverlässigere Diagnostik ermöglichen. Ein weiterer technologischer Sprung nach vorn wird mit der Einführung der optischen Cohärenztomographie (OCT) im Herzkatheterlabor erreicht. „Im OCT sehen wir die Strukturen zehnmal  schärfer als im herkömmlichen Ultraschall. Das hilft uns, das Ergebnis nach Stentimplantationen optimal zu beurteilen“, so Dr. Marios Vlachojannis, Leitender Arzt des Herzkatheterlabors. Durch den Einsatz von Lichtwellen statt Ultraschall läßt sich diese Verbesserung der Gefäßdarstellung erreichen. Auch wenn im neuen Herzkatheterlabor primär Eingriffe an den Herzkranzgefäßen vorgenommen werden sollen, profitieren doch alle von der Erweiterung der Untersuchungskapazitäten: „Uns steht damit durchgehend ein eigener Herzkathetersaal für Schrittmachereingriffe und Ablationen zur Verfügung. Das verbessert unsere Arbeitsabläufe sehr und verkürzt die Wartezeiten auf Ablationsbehandlungen bei Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen“, freut sich auch Dr. Johannes Brockmeier, Leitender Arzt der Rhythmologie.

„Moderne Großgeräte sind das Rückgrat der inverventionellen Kardiologie und Angiologie, aber noch wichtiger als zeitgemäße Technik sind die Ärztinnen und Ärzte, die sie bedienen“, betont Prof. Dr. Stephan Gielen. Mit sieben erfahrenen Oberärzten und einer Oberärztin sieht er seine Klinik gut aufgestellt.  „Durch unsere langjährige Erfahrung und ein gutes Team mit hoher Kompetenz, können wir die Mehrzahl aller Eingriffe an den Herzkranzgefäßen über einen radialen Zugang, also einem Zugang über das Handgelenk, durchführen. Das vermindert Nachblutungen und ermöglicht den Patienten, gleich nach der Untersuchung wieder mobil zu sein“, berichtet der Chefarzt weiter. Damit bietet die Kardiologie am Klinikum Lippe besonders bei Mehrgefäßerkrankungen mit Gefäßverschlüssen ein Plus an therapeutischen Optionen für die Patienten. „Gerade hochbetagte Patienten profitieren davon, eine große Herzoperation zu vermeiden“, unterstreicht der Chefarzt und ergänzt „Für diese Hochrisikopatienten wird die neue Herzkatheteranlage Eingriffe noch sicherer und schonender machen. Ich freue mich, dass wir auf dem Weg zu einem überregionalen Herz- und Gefäßzentrum weiter voranschreiten.“

Insgesamt 18 Mal sind das Klinikum Lippe und seine Chefärzte in der aktuellen FOCUS-Ärzte- und Krankenhausliste vertreten.

Bluthochdruck – Ein „Silent Killer“

Prof. Dr. Stephan Gielen, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, richtet anlässlich des Welt-Hypertonie-Tages am 17. Mai 2021 einen Appell an alle Lipperinnen und Lipper.

Liebe Patientinnen und Patienten,

Die aktuelle Corona-Pandemie beherrscht unseren Alltag, das tägliche Leben in Krankenhäusern und Arztpraxen und vor allem die Medien. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, es gäbe kein größeres medizinisches Problem als die COVID-19 Pandemie. Ja, die Corona-Pandemie hat unser Leben grundlegend verändert. Ja, weltweit sind bisher 3,3 Millionen Menschen an den Folgen von COVID-19 verstorben – davon allein 85.118 in Deutschland (Stand 11.05.2021, Johns Hopkins University, Baltimore, Maryland, USA). Aber allein an den direkten Folgen zu hohen Blutdrucks sterben pro Jahr weltweit ca. 9,4 Millionen Menschen – dreimal mehr als an Corona. Und im Unterschied zu COVID-19 können wir arterielle Hypertonie mit hervorragenden Medikamenten sehr effektiv behandeln.

Bluthochdruck ist vor allem eine Erkrankung des höheren Lebensalters: Jenseits des 60. Lebensjahres sind über die Hälfte aller Menschen in Deutschland von Hypertonie betroffen. Leider gibt es immer noch viele, die von ihrem Bluthochdruck nichts wissen und noch mehr, die nicht ahnen, wie viele Lebensjahre sie durch einen unbehandelten Bluthochdruck leichtfertig verspielen: Im Mittel fast 11 Jahre!

Die meisten der 140.00 Menschen, die jährlich in Deutschland an den Folgen von Bluthochdruck versterben, sterben an Folgeerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Schlaganfall, Herzinfarkt, Einrisse an der Hauptschlagader und Nierenversagen sind die häufigsten Todesursachen. Durch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von arterieller Hypertonie lassen sich die allermeisten dieser Todesfälle effektiv verhindern.

Der Welt-Hypertonie-Tag erinnert uns daran, dass die gesundheitlichen Risiken durch Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch in diesen Zeiten die Risiken der Corona-Pandemie bei weitem übersteigen. Mit dem zunehmenden Erfolg der Impfkampagnen sollte dies auch wieder zurück in den Focus unserer medizinischen Betreuung kommen.

Ihr Prof. Dr. Stephan Gielen
Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin


Wie kann man Bluthochdruck erkennen?

Beim Hausarzt und in vielen Apotheken kann man seinen Blutdruck kostenlos messen lassen. Dabei gilt für die Diagnose eines Bluthochdrucks, dass mehrmals in der Praxis der systolische Blutdruck bei ≥140 mm Hg und/oder der diastolische Blutdruck ≥90 mm Hg gemessen werden. Die genaue Einteilung des Bluthochdrucks ist durch die Deutsche Hypertonieliga wie folgt festgelegt:

  • Optimal:<120mmHg/<80mmHG
  • Normal 120-129/80-84 mmHg
  • Hochnormal: 130-139/85-89 mmHg
  • Bluthochdruck Grad 1: 140-159/90-99 mmHg
  • Bluthochdruck Grad 2: 160-179/100-109 mmHg
  • Bluthochdruck Grad 3: >180/>110 mmHg
  • isolierter systolischer Blutdruck:>140/<90 mmHg

Auch durch eine Langzeit-Blutdruckmessung über 24 h kann ein Bluthochdruck erkannt werden. Hier muss der Mittelwert für den systolischen Blutdruck tagsüber nur ≥135 mm Hg und für den diastolischen Blutdruck ≥85 mm Hg liegen.

Kann man Bluthochdruck heilen?

Eine sehr gute Frage! Leider hat nur etwa jeder 20. Bluthochdruckpatient (5% aller Patienten) eine behandelbare organische Ursache für den Bluthochdruck: Wenn Nierenarterienstenosen, Hormonstörungen, Tumoren der Nebenniere und andere seltene Erkrankungen zum Bluthochdruck führen, spricht man von einer sekundären Hypertonie. Hier kann sich der Blutdruck nach Behandlung der Grunderkrankung wieder vollständig normalisieren.

Bei den meisten – besonders den älteren Patienten – liegt aber ein primärer Hypertonus vor. Hier führen altersbedingte Veränderungen wie eine zunehmende Steifigkeit der Blutgefäße oder eine genetische Vorbelastung zum Bluthochdruck. Eine Heilung ist meist nicht möglich, aber eine effektive langfristige Behandlung.

Welche Behandlung hilft beim Bluthochdruck?

Die meisten Menschen denken bei Behandlung gleich an Tabletten. Gerade beim Blutdruck kann jeder Patient aber durch einen gesunden Lebensstil sehr viel zur Verbesserung beitragen: Im Vordergrund stehen Gewichtsnormalisierung, gesunde Ernährung und Sport/regelmäßige körperliche Aktivität. 5.000 bis 7.000 Schritte pro Tag sind ein guter Anfang und für die allermeisten möglich.

Trotzdem – ganz ohne Medikamente wird sich ein normaler Blutdruck meist nicht erreichen lassen. Um möglichst nebenwirkungsarm eine gute Blutdruckeinstellung schnell zu erreichen wird heute gleich zu Beginn eine Kombination von zwei Präparaten eingesetzt: Z.B. ACE-Hemmer + Calcium-Antagonist oder ACE-Hemmer + Diuretikum oder Betablocker + Diuretikum. Falls diese Therapie nicht reicht, gibt man Spironolacton dazu.

Therapieziel ist ein Blutdruck <140 mm Hg systolisch und <90 mm Hg diastolisch.

Nach den ersten Blutdrucktabletten ging es mir schlecht, da habe ich sie erstmal weggelassen!

Diesen Satz höre ich in meiner Sprechstunde immer wieder: Viele Patienten sind so an den hohen Blutdruck gewöhnt, dass die Senkung auf normale Werte zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit etc. führt. Durch dieses „Tal der Tränen“ müssen wir aber hindurch, bis sich nach ein bis zwei Wochen der Körper an den niedrigeren Blutdruck angepasst hat. Geben Sie also nicht zu früh auf!

Das gesamte Herz-Kreislauf-Risiko

Ab dem 40. Lebensjahr sollte bei jedem Hausarztbesuch auch an das gesamte Herz-Kreislauf-Risiko gedacht werden, das sich aus Tabellen leicht aus Alter, Raucherstatus, syst. Blutdruck und Gesamtcholesterin bestimmen läßt. Bei über 10% Sterblichkeitsrisiko in den nächsten 10 Jahren sollte Sie sich dringend fachkardiologisch untersuchen lassen. Das individuelle Risiko beeinflußt auch die Aggressivität der Blutdrucksenkung bei Hypertonie: Je höher, umso stärker sollte der Blutdruck gesenkt werden.


Sie wollen mehr erfahren? Informieren Sie sich gern auf den Internetseiten der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin.

Expertentelefon: Herzschwäche – die verkannte Bedrohung

Datum: Freitag, 27. November 2020, von 15.00 – 17.00 Uhr

Hotline: Telefon 05231-72-2222

Email: expertentelefon@klinikum-lippe.de

3 Experten für Sie am Telefon

Prof. Dr. Stephan Gielen, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Lippe

Dr. Roja Soutodeh, Oberärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Lippe

Dr. Hans-Christian Körner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Hausärztliche Gemeinschaftspraxis am Markt, Horn-Bad Meinberg


Es gibt ein Thema, das ist wichtiger als Corona. Es geht um das Herz, genauer gesagt um eine Herzschwäche. Ein gesundes Herz schlägt stetig und ohne Pause – 100.000 Mal am Tag. Dabei pumpt es über 10.000 Liter Blut durch den Blutkreislauf und versorgt alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wenn diese Pumpe nicht mehr richtig funktioniert, hat das Auswirkungen auf den ganzen Körper. Meist geschieht das schleichend. Eine verkannte Bedrohung, die jeden zweiten Menschen betrifft. Deshalb steht diese weit verbreitete Erkrankung im Mittelpunkt der diesjährigen bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung im November.

Todesursache Nummer eins

Die sogenannte Herzinsuffizienz zählt hierzulande zusammen mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Todesursache Nummer eins. Und sie zählt mit jährlich rund 465.000 Klinikaufnahmen zu den häufigsten Anlässen für Krankenhausaufenthalte. Eine reale Bedrohung, die sich mit den Jahren einschleicht und sich in vielen kleinen Einschränkungen zeigt, wissen Chefarzt Professor Dr. Stephan Gielen und Dr. Roja Soutodeh von der Kardiologie des Klinikums Lippe in Detmold aus Erfahrung: Es sind die Wassereinlagerungen in den Beinen, die zeitweise Atemnot und die ständige Müdigkeit, die ein schwaches Herz anzeigen können. In jedem Fall sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen, zunächst beim Hausarzt oder bei schwierigeren Fällen bei den Experten des Klinikums Lippe.

Herzschwäche früh erkennen

Der Allgemeinmediziner Dr. med. Hans-Christian Körner plaudert aus der täglichen Praxis: Ein großes Problem sei, dass viele Betroffene die Symptome und den Leistungsverlust als altersbedingt hinnehmen. Ihnen sei nicht bewusst, dass sie an einer ernstzunehmenden Erkrankung leiden. In der Folge meiden sie den Arztbesuch und die Erkrankung schreitet voran. Das „schwache Herz“ sei aber keine normale Alterserscheinung. Vielmehr sei frühzeitiges Handeln gefordert, nicht erst, wenn sich der Zustand verschlechtere, so Körner, auch wenn Corona im Moment die Schlagzeilen bestimme. Je früher eine Herzschwäche erkannt und behandelt werde, desto günstiger sei ihr Verlauf und desto höher sei in der Folge die Lebensqualität der Betroffenen. Zusammen mit den Kollegen und Kolleginnen vom Klinikum gibt es eine reibungslose Zusammenarbeit zum Wohle des Patienten.

Immer mehr Menschen mit Herzschwäche

Dr. Roja Soutodeh spricht ihren Kollegen aus dem Herzen, wenn sie auf die wachsende Zahl an Menschen hinweist, die unter Herzschwäche leiden. Durch den wachsenden medizinischen Standard, wirkungsvolle Medikamente und medizinische Eingriffe kann das Leben vieler Menschen verlängert werden. Dadurch gibt es immer mehr ältere Menschen mit einer Herzschwäche. Menschen, denen die Experten des Klinikums heute besser helfen können, ein Plus an Lebensqualität zu erlangen.

Glas Rotwein hilft nicht

Wie kann man der Herzschwäche vorbeugen? Es ist die gesunde Ernährung, die regelmäßige Bewegung, kurz der gesunde Lebenswandel, der das Herz entlastet. „Das Glas Rotwein am Abend stärkt das Herz leider nicht“, sagt Professor Gielen, und Doktor Soutodeh ergänzt lachend: „Ich würde es aber auch nicht verbieten.“

Experten mit Erfahrung

Seit drei Jahren gibt es am Klinikum in Detmold die von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) zertifizierte Herzinsuffizienz-Schwerpunktklinik. Damit wird der Klinik sowohl die Kompetenz als auch die technische Ausstattung für besondere Leistungen bescheinigt. Die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin weist beeindruckende Zahlen auf: Jährlich werden hier rund 1.000 Patienten mit Herzschwäche stationär und ambulant behandelt. Dadurch verfügen die Ärzte über große Erfahrungen mit allen Formen kardiologischer und angiologischer Erkrankungen. Das Besondere an dem Konzept: Patienten werden auch nach ihrer Entlassung begleitet und zu selbstverantwortlichem Handeln ermutigt. „Wir machen den Patienten zu unserem Partner“, sagt Professor Dr. med. Stephan Gielen.

Expertentelefon geschaltet

Mit diesem Service des Klinikums können sich Betroffene mit den beschriebenen Symptomen selbst eine Meinung einholen: Unter der E-Mail-Adresse expertentelefon@klinikum-lippe.de kann man Befunde einreichen – sie werden anonymisiert bearbeitet. Am Freitag, 27. November 2020 von 15.00 bis 17.00 Uhr ist zudem eine Hotline geschaltet, in der die drei Experten Chefarzt Professor Dr. med. Stephan Gielen und Dr. Roja Soutodeh von der Kardiologie des Klinikums Lippe sowie Dr. med. Hans-Christian Körner (Hausarztpraxis am Markt Horn-Bad Meinberg) Rede und Antwort stehen. „Nehmen Sie sich ein Herz und rufen Sie an“, sagen die Experten.

Die Hotline ist kostenfrei. Sie ersetzt keinen Arztbesuch und keine Untersuchung.


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