Wenn der Blutdruck zur Gefahr wird
Klinikum Lippe macht am Internationalen Präeklampsietag auf lebensbedrohliche Schwangerschaftskomplikation aufmerksam
Es beginnt oft harmlos – mit geschwollenen Händen, Kopfschmerzen oder verschwommenem Sehen. Symptome, die viele werdende Mütter zunächst nicht mit einer ernsten Erkrankung verbinden. Doch genau darin liegt die Gefahr: Präeklampsie, eine häufig unterschätzte und potenziell lebensbedrohliche Schwangerschaftskomplikation, betrifft 5 bis 8 Prozent aller Schwangeren – und kann sowohl für Mutter als auch Kind schwerwiegende Folgen haben.
Präeklampsie ist eine spezielle Form des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks und tritt meist nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Sie äußert sich durch erhöhten Blutdruck und Eiweißausscheidung im Urin. Zusätzlich können Symptome wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel oder Schmerzen im Oberbauch auftreten. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie schwerwiegende Komplikationen für Mutter und Kind verursachen – bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen.
Am 22. Mai, dem Internationalen Präeklampsietag, setzt das Klinikum Lippe ein klares Zeichen: „Wir möchten über diese Erkrankung aufklären, die Bedeutung der Früherkennung betonen und das Bewusstsein für eine sichere Begleitung betroffener Frauen stärken“, so Dr. Corinna Bryan, Chefärztin der Geburtshilfe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Lippe.
250 betroffene Frauen pro Jahr – Intensive Betreuung im Perinatalzentrum
Im Perinatalzentrum des Klinikums Lippe werden jährlich rund 250 Schwangere mit schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck oder Präeklampsie betreut. Dank einer engmaschigen Überwachung und einer individuell angepassten Blutdrucktherapie kann das Team häufig verhindern, dass sich schwere Verläufe entwickeln – und den Verlauf der Schwangerschaft so lange wie möglich stabil halten.
„Eine gut eingestellte Hypertonie (Bluthochdruck) und regelmäßige Kontrollen von Mutter und Fetus sind die wichtigste Voraussetzung dafür, dass betroffene Frauen möglichst komplikationsfrei durch die Schwangerschaft kommen. Entscheidend ist, dass die Erkrankung früh erkannt und ernst genommen wird“, betont Dr. Bryan.
Teamarbeit für zwei Leben
Die Betreuung betroffener Patientinnen ist echte Teamarbeit. In Detmold arbeiten Geburtshilfe, Pränataldiagnostik, Anästhesie, Pflege und Neonatologie eng verzahnt zusammen. Ziel ist eine sichere Geburtsplanung – auch bei komplexen Krankheitsverläufen. Falls das Kind zu früh auf die Welt kommen muss, steht das neonatologische Team bereit, um sofort für eine optimale Versorgung des Neugeborenen zu sorgen.
Präeklampsie: Warnzeichen ernst nehmen
Den Internationalen Präeklampsietag möchte das Team der Geburtshilfe am Klinikum Lippe deshalb nutzen, um medizinisches Fachpersonal zu sensibilisieren und das öffentliche Bewusstsein zu schärfen. Präeklampsie ist deshalb auch Thema einer Fortbildung für Hebammen. Denn: Wissen rettet Leben – und Früherkennung macht den Unterschied.



Ein OP-Saal, piepsende Monitore, sterile Tücher, konzentrierte Gesichter: In diesem Umfeld sitzen Lernende oft still am Rand – zusehen, mitschreiben und hoffen, irgendwann selbst einmal an den OP-Tisch zu dürfen. Doch was, wenn wir diese Perspektive radikal ändern? Am Klinikum Lippe passiert genau das regelmäßig.
Einmal im Monat ist es so weit: Dann übernehmen Lernende aus den Bereichen Pflege, Medizin und Technik das Ruder im Ausbildungs-OP. Die auszubildende Operationstechnische Assistentin (OTA) zum Beispiel führt den Saal, als hätte sie ihre Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. Der Assistenzarzt trifft Entscheidungen, angeleitet von einem erfahrenen Facharzt. Medizinstudierende assistieren bei der Operation. Anästhesietechnische Assistenten (ATA) und Anästhesisten überwachen die Narkose.
Bereits am Tag vor der Übungs-OP trifft sich das gesamte Team zur Besprechung. Auf dem Lehrplan stehen dann zum Beispiel anatomische Grundlagen, Rollenverteilung während der OP und OP-Abläufe. Wichtig ist der Austausch zwischen den Berufsgruppen. „Hier schaut niemand nur durch die eigene Fachbrille“, betont Verena Gärtner, Projektkoordinatorin, „Wir wollen, dass alle verstehen, wie wichtig jede einzelne Person im OP ist – und wie wir gemeinsam das Beste für unsere Patientinnen und Patienten erreichen.“
Was nach einem einzelnen Schulungstag klingt, hat enorme Auswirkungen. Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner stellt fest: „Wir sehen, dass die Lernenden durch die Übung mehr Selbstvertrauen für die erste Zeit im OP entwickeln. Die Teams wachsen zusammen und der OP wird zum attraktiven Arbeitsplatz für Nachwuchskräfte. Deshalb ist das Projekt SEL OWL für uns auch ein starkes Recruiting-Instrument für alle Bereiche, die im OP ihren Arbeitsplatz haben. Und letztlich profitiert auch die Patientenversorgung von eingespielten Teams.“










