Warum Patienten von Hannover nach Lippe verlegt werden
Beispielhafte Patientenversorgung durch Zusammenarbeit von MHH und Klinikum Lippe

Univ.-Prof. Dr. Arjang Ruhparwar (2.v.l.) und Prof. Dr. Jan Schmitto (rechts) von der MHH betonten beim Besuch des Weaningzentrums Lippe im Mai die hohe Versorgungsqualität in Lemgo. Dr. Christine Fuchs (Medizinische Geschäftsführerin, links) und Dr. Hagen Vorwerk (Chefarzt, 3.v.l.) freuen sich gemeinsam mit dem Weaning-Team über die gute Zusammenarbeit.
Als der 58-jährige Martin Lohse (Name geändert) nach einem schweren Unfall in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine neue Lunge erhielt, war schnell klar: Die Operation war nur der erste Schritt auf einem langen Weg der Genesung. Nach mehreren Wochen an einem Beatmungsgerät musste er wieder lernen, selbstständig zu atmen – ein schwieriger, aber entscheidender Prozess. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen der MHH und dem zertifizierten Weaningzentrum Lippe konnte der Patient nach Lemgo verlegt und erfolgreich behandelt werden. Heute atmet Martin Lohse wieder selbstständig – und steht kurz vor der Entlassung nach Hause.
Seit vielen Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen dem Klinikum Lippe und der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie an der MHH unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Arjang Ruhparwar. Der erfahrene Chirurg betont anlässlich eines Besuches in Lemgo: „Eine Struktur wie in Lippe – mit so vielen spezialisierten Einheiten, die eng zusammenarbeiten – ist in Nordrhein-Westfalen einzigartig. Ich kenne auch aus meiner Zeit in Baden-Württemberg keine vergleichbare Einrichtung.“
Das Klinikum Lippe bietet eine breite Versorgung für Patientinnen und Patienten mit schweren Lungen- und Atemwegserkrankungen: Dazu gehören eine große Lungenfachabteilung, ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Zentrum zur Behandlung von Lungenkrebs, eine spezialisierte Station zur Entwöhnung von der künstlichen Beatmung – das sogenannte Weaningzentrum, ein Zentrum für außerklinische Beatmung sowie eine eigene Dialyse-Einheit zur Blutreinigung. Diese Kombination ermöglicht es, auch schwerkranke und mehrfach erkrankte Menschen umfassend zu betreuen.
„Unsere Patienten profitieren von kurzen Wegen, abgestimmten Abläufen und einem erfahrenen Team“, sagt die Dr. Hagen Vorwerk, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Leiter des Weaningzentrums Lippe. „Gerade nach einer schweren Operation oder einer langen Zeit an der Maschine ist die individuelle Betreuung entscheidend.“ Das Zusammenspiel der verschiedenen Fachbereiche am Klinikum Lippe, verbunden mit der engen Zusammenarbeit mit der MHH in Hannover, sorgt für eine besonders hohe Versorgungsqualität. Diese Struktur kann Vorbild für andere Regionen sein und ist über die Landesgrenzen hinaus gefragt.


Ein OP-Saal, piepsende Monitore, sterile Tücher, konzentrierte Gesichter: In diesem Umfeld sitzen Lernende oft still am Rand – zusehen, mitschreiben und hoffen, irgendwann selbst einmal an den OP-Tisch zu dürfen. Doch was, wenn wir diese Perspektive radikal ändern? Am Klinikum Lippe passiert genau das regelmäßig.
Einmal im Monat ist es so weit: Dann übernehmen Lernende aus den Bereichen Pflege, Medizin und Technik das Ruder im Ausbildungs-OP. Die auszubildende Operationstechnische Assistentin (OTA) zum Beispiel führt den Saal, als hätte sie ihre Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. Der Assistenzarzt trifft Entscheidungen, angeleitet von einem erfahrenen Facharzt. Medizinstudierende assistieren bei der Operation. Anästhesietechnische Assistenten (ATA) und Anästhesisten überwachen die Narkose.
Bereits am Tag vor der Übungs-OP trifft sich das gesamte Team zur Besprechung. Auf dem Lehrplan stehen dann zum Beispiel anatomische Grundlagen, Rollenverteilung während der OP und OP-Abläufe. Wichtig ist der Austausch zwischen den Berufsgruppen. „Hier schaut niemand nur durch die eigene Fachbrille“, betont Verena Gärtner, Projektkoordinatorin, „Wir wollen, dass alle verstehen, wie wichtig jede einzelne Person im OP ist – und wie wir gemeinsam das Beste für unsere Patientinnen und Patienten erreichen.“
Was nach einem einzelnen Schulungstag klingt, hat enorme Auswirkungen. Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner stellt fest: „Wir sehen, dass die Lernenden durch die Übung mehr Selbstvertrauen für die erste Zeit im OP entwickeln. Die Teams wachsen zusammen und der OP wird zum attraktiven Arbeitsplatz für Nachwuchskräfte. Deshalb ist das Projekt SEL OWL für uns auch ein starkes Recruiting-Instrument für alle Bereiche, die im OP ihren Arbeitsplatz haben. Und letztlich profitiert auch die Patientenversorgung von eingespielten Teams.“











