Klinikum Lippe stärkt Schwerpunkt Lunge
Lungenemphysem-Zentrum Lippe gegründet
Das Klinikum Lippe baut seine Expertise im Bereich der Lungenmedizin weiter aus und gründet ein eigenes Lungenemphysem-Zentrum am Standort Lemgo. Mit diesem Schritt reagiert das Klinikum auf die steigende Zahl von Patientinnen und Patienten mit chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) und Lungenemphysem – Erkrankungen, die zu den häufigsten und belastendsten Atemwegserkrankungen zählen.

Kick-Off für das Lungenemphysem-Zentrum Lippe am 19.11.2025:
Das Team des Lungenkrebszentrums Lippe vereinbarte am Klinikstandort Lemgo mit der Geschäftsführung und dem Qualitätsmanagement die nächsten Schritte des Lungenemphysem-Zentrums Lippe.
(©Klinikum Lippe / Mandy Lange)
Das Lungenemphysem-Zentrum Lippe wird moderne Diagnostik, spezialisierte pneumologische Expertise und innovative Therapieformen bündeln. Eine zentrale Rolle spielt dabei die interventionelle und minimalinvasive, operative Lungentherapie. Ein Beispiel ist die Ventilimplantation, bei der durch das Einsetzen kleiner Ventile überblähte Lungenabschnitte entlastet werden. So verbessert sich die Lungenfunktion, die Atemnot nimmt ab, und viele Betroffene gewinnen ein deutliches Plus an Lebensqualität zurück.
Klinikgeschäftsführer Dr. Niklas Cruse betont: „Das Klinikum Lippe sieht die Lungenmedizin als einen seiner zentralen medizinischen Schwerpunkte. Die Gründung des Lungenemphysem-Zentrums Lippe ist daher ein logischer Schritt, um die Versorgung im Kreis Lippe und für die angrenzenden Regionen weiter auszubauen und frühzeitig auf demografische und epidemiologische Entwicklungen zu reagieren.“
Der Klinikstandort Lemgo vereint bereits heute ein breites Spektrum an Fachdisziplinen, die für die Behandlung schwerer Lungenerkrankungen entscheidend sind. Dazu zählen: die Klinik für Pneumologie, die Klinik für Thoraxchirurgie, das Lungenkrebszentrum Lippe, die zertifizierte Weaning-Einheit für langzeitbeatmete Patientinnen und Patienten sowie das Schlaflabor, das Schlafapnoe und andere schlafbezogene Atmungsstörungen diagnostiziert und behandelt.
„Mit dem Lungenemphysem-Zentrum Lippe schaffen wir eine spezialisierte Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten, deren Erkrankung eine moderne, hoch spezialisierte Therapie benötigt“, sagt Dr. Hagen Vorwerk, Direktor der Klinik für Pneumologie. „Die Ventiltherapie ist dabei ein wichtiger Baustein, der vielen Menschen ermöglicht, ihren Alltag wieder aktiver und selbstbestimmter zu gestalten.“
Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie und Leiter des Lungenkrebszentrums Lippe, ergänzt: „Die Behandlung von schweren Lungenerkrankungen gelingt nur im Zusammenspiel. Pneumologie, Thoraxchirurgie, Radiologie und Rehabilitationsmedizin arbeiten im Lungenemphysem-Zentrum Lippe in Lemgo eng und strukturiert zusammen. Das Zentrum reiht sich bewusst in unsere erfolgreiche Netzwerkstruktur ein – als weiterer Baustein für eine hochspezialisierte, zukunftsorientierte Lungenmedizin für Lippe und die Region.“
Das Lungenkrebszentrum Lippe wurde im Jahr 2024 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Es bildet die Grundlage für eine umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen der Lunge. Darüber hinaus bestehen im Rahmen des Lungenkrebszentrums Lippe–Weserbergland enge Kooperationen, unter anderem mit Facharztpraxen in Hameln sowie mit den AGAPLESION-Krankenhäusern in Bad Pyrmont und Schaumburg.
Feste Kooperationspartner sind auch Expertinnen und Experten aus den Bereichen Psychoonkologie, Ernährungsberatung, Schmerztherapie, Sozialdienst und Seelsorge sowie die Selbsthilfegruppe Lungenkrebs. Ein enger fachlicher Austausch besteht ebenso innerhalb des Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld mit dem neu zertifizierten „Ostwestfälisches Lungenkrebszentrum Ev. Klinikum Bethel – Bielefeld | Klinikum Gütersloh“.































Jörg Siemann hat schon einiges hinter sich. Nach einer Darmkrebserkrankung fanden sich im Rahmen einer Routineuntersuchung auffällige Gewebeneubildungen im Bereich der Lunge. Beschwerden machten diese ihm nicht, aber seine behandelnden Ärzte rieten ihm aufgrund der Vorerkrankung dennoch zum schnellen Handeln. Ein Termin in der Klinik für Thoraxchirurgie in Lemgo brachte dann die Gewissheit: Der 73-Jährige hatte nun auch noch einen Tumor in der Lunge. „Herr Siemann ist einer der ersten Patienten, die wir am Klinikum Lippe mittels Segmentektomie operiert haben. Diese Operationsmethode ist der neue Trend in der Lungenkrebschirurgie“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Klinikum Lippe und Leiter des Lungenkrebszentrums Lippe.
Der erfahrene Lungenchirurg sagt weiter: „Wichtig ist für uns Chirurgen und die Lebensqualität der Patienten immer, dass der Tumor im gesunden Gewebe also komplett entfernt wird. Soll heißen, dass wir zwar so wenig Gewebe wie möglich entfernen wollen, um die Lungenkapazität bestmöglich zu erhalten, aber dennoch einen gewissen Sicherheitsabstand zum Tumor einhalten müssen, um die Gefahr des Wiederauftretens von Krebs zu minimieren. Eine erst kürzlich im Fachmagazin The Lancet veröffentlichte Studie aus Japan verglich deshalb die Effektivität und die Lebenserwartung der Patienten nach einer Segmentektomie mit der bisher üblichen Lobektomie, bei der statt eines Lungensegments ein ganzer Lungenlappen entfernt wird. Das Erstaunliche daran ist, dass bei kleineren Lungentumoren, also bösartigen Geschwüren, die kleiner als zwei Zentimeter sind, die deutlich schonendere Segmentektomie mindestens genauso gute Ergebnisse erzielt.“
Bei der Einführung der neuen OP-Technik erhielt das Team um Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner prominente Unterstützung. Im August war Prof. Dr. René Horsleben Petersen vom Rigshospitalet Copenhagen am Klinikum Lippe in Lemgo zu Gast. Petersen verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der minimalinvasiven Thoraxchirurgie, hat in den letzten zehn Jahren ein VATS-Segmentektomie-Programm entwickelt und bis dato über 350 Operationen dieser Art mit guten Ergebnissen durchgeführt. Erst kürzlich veröffentlichte er im British Journal of Surgery eine Studie, dass die mittlere Krankenhausverweildauer nach einer Standard-VATS-Lobektomie in Dänemark zwei Tage beträgt.