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Brand am Klinikstandort Lemgo und seine Folgen

Am 15. Januar 2023 kam es im Klinikum Lippe am Standort Lemgo zum Ausbruch eines Feuers auf der Station 42. Der Brand brach in einem Patientenzimmer aus. Unverzüglich leitete das Personal Rettungsmaßnahmen ein. Durch den zügigen Rettungs- und Feuerwehrlöscheinsatz konnten trotz massiver Rauchentwicklung bis auf eine Person alle Patientinnen und Patienten geborgen werden. Insgesamt mussten 87 Patienten evakuiert werden.

Es sind, wie inzwischen bereits auch über die Presse kommuniziert wurde, ein Todesfall zu beklagen sowie in dem Zimmer, in dem der Brand ausgebrochen ist, zwei brandverletzte Personen. Alle übrigen Patienten der Station 42 konnten innerhalb des Krankenhauses evakuiert werden. Durch die Rauchentwicklung wurde die darunter liegende Station 41 in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier wurden alle Patientinnen und Patienten innerhalb des Klinikstandortes Lemgo evakuiert.

„Wir sind tief betroffen vom gestrigen Brand an unserem Klinikstandort Lemgo mit all seinen schrecklichen Folgen. Vor allem sind wir aber auch traurig über den Tod einer Patientin, die sich in unserer Obhut befand. Unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen“, sagt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikum Lippe. Er betont auch: „Die Zusammenarbeit mit Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz hat vorbildlich funktioniert. Ein ganz besonderer Dank gilt auch den vielen Mitarbeitenden des Klinikums, die unaufgeregt, professionell und umsichtig den Gesamteinsatz im Haus koordiniert haben.“

Die Container-Bauweise des betroffenen Bereiches erschwerte die Löscharbeiten der Feuerwehr. Zwischen den Containern breitete sich ein Schwelbrand aus. Nur durch großflächige Fassaden- und Wandaufbrüche sowie Spezialgeräte konnte das Löschwasser in die Container- Zwischenräume eingebracht werden. In der Folge ist der betroffene Container-Anbau derzeit nicht mehr funktionsfähig. Dies betrifft die halbe Station 41 sowie die halbe onkologische Ambulanz. Station 42 ist vollständig außer Betrieb. Bis einschließlich Mittwoch, 18. Januar 2023 finden keine elektiven Eingriffe am Klinikstandort Lemgo statt.

Insgesamt sind auf den im Container-Anbau befindlichen Stationen 48 Betten vorhanden, die zum Zeitpunkt des Unglücks mit 46 Patientinnen und Patienten belegt waren. Ob die Container-Anbauten überhaupt zur weiteren Patientenversorgung wieder instandgesetzt werden können, ist durch entsprechende Fachleute und Gutachter zu klären. Derzeit stehen am Klinikstandort Lemgo durch den Brand sowie die Schäden durch Löscharbeiten und Rauchentwicklung auf den Stationen 41 und 42 insgesamt 73 Betten nicht zur Verfügung.

Die Kriminalpolizei hat vor Ort zeitgleich mit der Feuerwehr, die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Insgesamt waren bis zu 250 Kräfte, sowohl Feuerwehr-Rettungskräfte, Katastrophenschutz etc. vor Ort. Die Einsatzleitung der Feuerwehr sowie die Krankenhauseinsatzleitung haben die jeweiligen Maßnahmen koordiniert.

Im Nachmittagsverlauf des 15. Januar sind aus dem Klinikum Lippe in Lemgo 23 Patientinnen und Patienten in andere Häuser verlegt worden, davon 15 an den Standort Detmold sowie acht Patienten nach Schaumburg-Lippe. Dankenswerterweise haben zahlreiche Kliniken in OWL Aufnahmekapazitäten der Einsatzleitung gemeldet, um im Klinikum Lippe insgesamt Kapazitäten für die regionale Notfallversorgung wieder bereitzustellen. Weitere zehn Patienten konnten nach Prüfung durch einen Facharzt nach Hause entlassen werden. 54 Patientinnen und Patienten wurden innerhalb des Klinikstandortes Lemgo auf andere Stationen verlegt.

Das Schadenereignis hat eine Höhe von sicherlich mehreren Millionen Euro verursacht. Besondere Herausforderung wird es sein, die fehlenden Betten, die durch den Brand mittelfristig nicht betreibbar sind, zu kompensieren. Dieses wird in der vollen Höhe weder am Standort Detmold, noch am Standort Lemgo kurzfristig möglich sein. Der Versicherer ist entsprechend informiert.

Erste Planungen, aktuell stillgelegte Stationen am Klinikstandort Lemgo für den Patientenbetrieb wieder zu ertüchtigen, laufen bereits. Strom, Wasser und Sauerstoffleitungen sind dort vorhanden. Lediglich die IT-Infrastruktur muss dort für einen umgehenden Betrieb erneuert werden.

Klinikpark Lemgo ist „insektenfreundliche Oase“

Der Kreis Lippe hat auf dem Klinikgelände in Lemgo eine „insektenfreundliche Oase“ geschaffen. Ein gefördertes Projekt ermöglichte es, Flächen im Sinne des Arten- und Umweltschutz umzuwandeln.

Der Projekttitel „Gesundes Grün- Der Klinikgarten der Zukunft“ hatte im Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ überzeugt. Eine Jury prämierte Ideen, die biologische Vielfalt steigern und mehr insektenfördernde Natur in die Städte holen. Sie würdigten die 2021 entworfenen Planungen von Studierenden der TH OWL. So konnte auch dank 25.000 Euro Preisgeld das Vorhaben 2022 in die Umsetzung starten. Mit diesem Geld konnten zwar längst nicht alle anspruchsvollen bis teils sehr ambitionierten Ideen umgesetzt werden, trotz des klimatisch schwierigen Sommers, sind jetzt viele Maßnahmen erfolgreich realisiert.

Rund 9.000 Quadratmeter (m²) Blühflächen mit heimischen Wildblumen sind im Park auf 15 Teilflächen angelegt. Sie ersetzen artenarmen Kurzrasen, über den häufig der Rasenmäher kreiste. Eine der auffälligsten Flächen liegt hinter dem Hauptgebäude am Hubschrauberlandeplatz: Sie ist trotz der Dürre in ein Meer aus blauen, roten und weißen Blüten verwandelt. Aber auch viele kleinere Flächen im alten Park mit Baumbestand, an der Kreissenioreneinrichtung oder hinter der Krankenpflegeschule sind ganz ohne jede Bewässerung gut gediehen. Dort spenden die Samen der Blumen auch im verblühten Zustand bis ins kommende Frühjahr viel Futter für Singvögel wie den Distelfinken, der die Tierwelt hier rasch bereicherte. Vor allem Insekten profitieren von den pollenreichen Blühpflanzen – neben verschiedenen Wildbienen können auch seltene Schmetterlinge wie Bläulinge regelmäßig beobachtet werden. Um deren Überwinterungsformen zu schützen und auch in den kommenden Jahren eine steigende Population zu haben, ist es nun wichtig, die trockenen Halme über den Winter zu erhalten. Landrat Dr. Axel Lehmann lobt das Projekt: „Für mich ist der Artenschutz ebenso wichtig, wie der Klimaschutz. Daher ist dieses Projekt eine tolle Maßnahme, die der biologischen Vielfalt Lippes zugutekommt. Die Kreisverwaltung legt mit ihrer Biodiversitätsstrategie „Lippes lebendige Vielfalt‘ schon seit einigen Jahren einen Fokus auf den Erhalt der Arten. Ich freue mich deshalb besonders über die gute Zusammenarbeit mit dem Klinikum Lippe und bedanke mich dafür, dass das Klinikum uns den Platz für die Oase zur Verfügung gestellt hat“ sagt er.

„Das Bild des Parks hat sich an vielen Stellen geändert, sein riesiges ökologisches Potential wird jetzt gehoben und für diesen über den angespannten Krankenhausetat nur äußerst effizient mit begrenztem Personal zu unterhaltenem ‚Kostenfaktor Park‘ der Spagat von Pflege und Wildnis beispielhaft umgesetzt“, erläutert Projektleiter Jürgen Braunsdorf das Umfeld seiner zweijährigen Umsetzung des Projektes, welches die Jury im bundesweiten Kontext mit der Prämierung unterstützt. Besonders freut den Projektleiter aus der Kreisverwaltung dabei die positive Resonanz und damit ganz persönliche Effekte für die Menschen, die diesen Park aufsuchen: die Krankenschwestern, die hier ihre Mittagspause buchstäblich zum Durchatmen verbringen. Sie genießen wilde Himbeeren ebenso wie Patienten, die im Park sicher heilungsfördernde Abwechslung finden. Viele Kinder von der nahen Kita „Maulwurfshügel“ können eine Natur kennenlernen, die es scheinbar bislang gar nicht mehr gab. So berichteten die Mitarbeiterinnen der Kita, das sie auf ihrem Gelände Löwenzahn gesucht hätten – aber es gab keinen. Denn auch dort dominierte bislang nur kurzgemähter Rasen, der natürlich primär als Spielflächen dient. Jetzt machen sie mit bei der Parkgestaltung, ernten Samen aus trockenen Blüten für die heimischen Gärten und helfen beim Setzen von allein 2.500 Krokuszwiebeln, die den Park schon früh im nächsten Jahr erneut erblühen lassen sollen.

Weitere Stationen im Park sind in einem bei den Infotafeln ausgelegten Flyer erläutert. So sind ein Amphibiengewässer oder „unterirdische Wildbienenhotels“ zu finden und auf einer derzeit reichen Genuss bietende Streuobstwiese ist „Mundraub“ ausdrücklich erlaubt. Auch die große, jetzt etwas trocken wirkende Blühwiese hinter dem Hauptgebäude am Hubschrauberlandeplatz besuchen derzeit viele wunderschöne Distelfinken – sie picken hier bis zum Frühjahr an den Samenständen – ganz ohne „Vogelhaus“.

Konzentration der Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Lippe
Unfallchirurgische Basisversorgung für Notfälle am Klinikstandort Lemgo

Das Klinikum Lippe schließt zum 01.10.2022 die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Standort Lemgo. Das gesamte unfallchirurgische und orthopädische Leistungsspektrum inklusive Verletztenartenverfahren (BG-Fälle) und Endoprothetik wird dann an der etablierten Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Standort Detmold konzentriert.

Eine unfallchirurgische Basisversorgung (z.B. ärztliche Untersuchung, Röntgendiagnostik, Gipsen/Verband und Schmerzmedikation) für Patientinnen und Patienten, die selbstständig das Krankenhaus aufsuchen, ist zu festen Zeiten in Lemgo gesichert. Montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 9.00 bis 21.00 Uhr können unfallchirurgische Notfälle durch einen unfallchirurgischen Arzt in Lemgo erstversorgt werden. Der Rettungsdienst fährt mit unfallchirurgischen oder orthopädischen Notfällen ausschließlich den Standort Detmold an, wie es bereits seit Beginn der Pandemie praktiziert wurde. Die Zentrale Notaufnahme in Lemgo ist weiterhin rund um die Uhr (24/7) in Betrieb. Die Notfallversorgung der Bevölkerung ist sichergestellt.

Delirprävention auf der Intensivstation

Das Klinikum Lippe installiert mit dem Philips VitalSky als drittes Krankenhaus weltweit ein innovatives Delirmanagementsystem auf den Intensivstationen in Lemgo und Detmold

Ein Delir ist eine vorrübergehende, mehr oder weniger langanhaltende Funktionsstörung des Gehirns, verbunden mit kognitiven Störungen, motorischer Unruhe oder deutlich reduzierter Motorik, Verwirrtheit und Aufmerksamkeitsstörungen. Ein Krankenhausaufenthalt und insbesondere eine intensivmedizinische Behandlung sind häufig Ursachen für das Auftreten eines Delirs. „Besonders gefährdet sind alte und sehr alte Menschen, Menschen mit schweren Erkrankungen und Menschen mit demenziellen Veränderungen“, weiß Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Lippe. „Die Ursachen für ein Delirium sind vielfältig. Schwere Verletzungen, Medikamente, akuter Stress können die Auslöser sein. Wichtig ist es, ein Delir frühzeitig zu erkennen und noch viel besser, dem Auftreten eines Delirs vorzubeugen“, erklärt Redecker.

v.l.n.r.: Dr. Christoph Friedrich (Chefarzt der Klinik für Geriatrie), Jan Opel (Großstationsleitung Intensivstation), Prof. Dr. Christoph Redecker (Chefarzt der Klinik für Neurologie)

Mit dem VitalSky-Beleuchtungssystem der Firma Philips hat das Klinikum Lippe als weltweit drittes Krankenhaus in einen wesentlichen Baustein zur Delirprävention investiert. Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums ist stolz, diese Weltneuheit zum Wohle der Patienten in Lippe präsentieren zu können. „Unserem Anspruch, medizinische Versorgung auf universitärem Niveau zu leisten, können wir nur gerecht werden, wenn wir in hochqualifiziertes Personal und in Hightech investieren“, so sein Fazit. Dieses Geld ist gut angelegt, darin sind sich alle einig, denn Delirereignisse sind nicht nur eine große Belastung für die Patientinnen und Patienten, sie verursachen durch einen längeren Krankenhausaufenthalt und gegebenenfalls anhaltende kognitive Störungen auch hohe Kosten und einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden.

Die Delierprävention verfolgt einen multimodalen, ganzheitlichen Ansatz. Neben der geeigneten Medikation sind dabei die Gestaltung der Behandlungsumgebung und ein sich am Tag-Nacht-Rhythmus orientierender, strukturierter Tagesablauf wichtig. „Der Lichthimmel des VitalSky-Systems ist dabei für uns eine ganz wesentliche Unterstützung“, stellt Prof. Dr. Redecker fest, „Wir können mit Hilfe des Beleuchtungssystems die zirkadianen Lichtverhältnisse simulieren und damit die Patienten tagsüber stimulieren und nachts den erholsamen Schlaf fördern.“ Davon profitieren insbesondere auch Schlaganfallpatienten, für die eine frühe Förderung und wirksame Delirprävention sehr wichtig sind. Neben den verschiedenen Beleuchtungsmöglichkeiten bietet das System Programme für eine angenehme, abwechslungsreiche Raumatmosphäre durch verschiedene Farben und Motive.

v.l.n.r.: Jan Opel (Großstationsleitung Intensivstation), Prof. Dr. Christoph Redecker (Chefarzt der Klinik für Neurologie), Dr. Christoph Friedrich (Chefarzt der Klinik für Geriatrie)

Um in Zukunft den Bedürfnissen von alten und sehr alten, oft multimorbiden Menschen immer besser gerecht zu werden, entwickeln Prof. Dr. Christoph Redecker und Dr. Christoph Friedrich, Chefarzt der Klinik für Geriatrie das Zentrum für Altersmedizin weiter. Gemeinsam mit anderen Fachabteilungen des Klinikums arbeiten sie am Aufbau eines Zentrums für Alterstraumatologie. „Alte Menschen haben ein besonders hohes Delirrisiko und tragen oftmals bleibende Störungen ihrer kognitiven Fähigkeiten davon“, ist sich Dr. Friedrich der Verantwortung für diese Patientengruppe bewusst. „Rechtzeitige Reorientierung, schnelle Mobilisation, Förderung der eigenen Ressourcen und ausreichende Erholungsphasen in lärm- und lichtreduzierter Umgebung helfen, einem Delir vorzubeugen beziehungsweise ein Delir abzuschwächen und zu verkürzen. Das VitalSky-System bietet dafür beste Voraussetzungen.