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10. Mai: Tag gegen den Schlaganfall

Circa 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Die im wahrsten Sinne „schlagartig“ auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns hat weitreichende Folgen, kann jedoch heute immer häufiger sehr gut therapiert werden. Prof. Dr. Christoph Redecker ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe in Lemgo. Er weiß genau, welche Möglichkeiten die moderne Medizin den Betroffenen heute bietet und warum schnelles Handeln beim Schlaganfall Leben rettet.

Im aktuellen Klinik-Podcast Gesundheit Lippe berichtet Prof. Dr. Redecker über die Erkrankung, Therapiemöglichkeiten und individuelle Risiken. Besonders spannend ist auch zu erfahren, was jeder Einzelne selber tun kann, um das Risiko für einen Schlaganfall deutlich zu senken, denn mindestens 70 Prozent aller Schlaganfälle sind vermeidbar, wenn man seine persönlichen Gesundheitsrisiken im Blick behält. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe stellt deshalb einen Online-Risikotest zur Verfügung. So kann man innerhalb von 10 bis 15 Minuten sein persönliches Schlaganfall-Risiko ermitteln.


Anmerkung: Der Online-Test kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Er ist auch nicht geeignet, wenn ein akuter Verdacht auf einen Schlaganfall besteht. Treten Schlaganfall-Symptome auf, empfehlen wir über die Notrufnummer 112 Hilfe zu rufen.

In der aktuellen Folge von Gesundheit Lippe – Mit Wissen Herz & Mikro erörtert Prof. Dr. Christoph Redecker, der Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe das schwerwiegende und weitreichende Thema Schlaganfall. Er erklärt, dass ein Schlaganfall auftritt, wenn das Gehirn plötzlich nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, wodurch Funktionen in dem betroffenen Areal des Gehirns ausfallen. Dieser Mangel an Durchblutung kann entweder durch eine Durchblutungsstörung, welche 85% der Fälle ausmacht, oder durch eine Blutung verursacht werden.

Schlaganfall-Einheit als „Überregionale Stroke Unit“ zertifiziert

Chefarzt Prof. Dr. Christoph Redecker (3.v.r.) freut sich gemeinsam mit seinem Team über die erfolgreiche Zertifizierung.

Mit etwa 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern stellt der Schlaganfall eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland dar. Er zählt damit zu den drei häufigsten Todesursachen und ist die Hauptursache von Behinderungen im Erwachsenenalter. Durch die Einführung sogenannter Stroke Units konnte die Versorgungsqualität von Schlaganfallpatienten so verbessert werden, dass die Sterblichkeit und langfristige Behinderungen in den letzten 25 Jahren signifikant reduziert wurden.

Die Schlaganfall-Einheit der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Standort Lemgo erhielt nun von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, der LGA InterCert und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe das höchste Qualitätszertifikat und ist damit als „Überregionale Stroke Unit“ zertifiziert. Besonders positiv bewertete die Zertifizierungsgesellschaft das Schlaganfall-Lotsen-Projekt „STROKE OWL“, mit dem die Schlaganfallpatienten von der Stroke Unit über die anschließende Rehabilitation bis in die häusliche Situation hinein betreut werden. Circa 6.000 bis 7.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Ostwestfalen-Lippe. Davon werden rund 1.000 Fälle auf der Überregionalen Stroke Unit des Klinikum Lippe am Standort Lemgo versorgt.

Das Klinikum Lippe verfügt seit Anfang der 2000er Jahre über eine Stroke Unit mit acht Betten, speziell geschultem Personal und umfangreichen Möglichkeiten zur Überwachung wichtiger Körperfunktionen in der Akutphase des Schlaganfalls. Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie, weiß, „Die optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten kann nur gelingen, wenn die gesamte Versorgungskette vom Rettungsdienst, dem Team der Neurologie und Zentralen Notaufnahme, den Radiologen am CT und MRT, den interventionellen Neuroradiologen, Anästhesisten und Gefäßchirurgen bis hin zur Versorgung der Patienten auf der Stroke Unit mit rascher Physio- und Ergotherapie und Logopädie reibungslos funktioniert.“ Besonderes Augenmerk bei der Zertifizierung liegt deshalb auf der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen. Da es sich beim Schlaganfall um eine zeitkritische Erkrankung handelt, müssen die Versorgungspfade sicher eingeübt sein und immer funktionieren. Weitere Kriterien für den Zertifizierungserfolg sind die Verfügbarkeit spezieller Bildgebungs- und Behandlungsverfahren.

Wann immer Ihr uns braucht. Wir sind für Euch da!

„Kommen Sie weiterhin in die Notaufnahmen am Klinikum Lippe! Wir können und werden Sie gut versorgen!“

Dass wir die Menschen dazu auffordern müssen, in die sonst chronisch überlaufenen Ambulanzen zu kommen, ist neu und auch eine Folge der Corona-Krise.

Die Fallzahlen der Notaufnahmen jenseits der Covid-19-Patienten sind im Klinikum Lippe deutlich zurückgegangen– Chefarzt Daniel Fischer vermutet: „Offenbar meiden viele Menschen den Gang in das Krankenhaus aus Angst, sich dort mit Sars-CoV-2 zu infizieren. Ich möchte aber unbedingt vor möglichen „Kollateralschäden“ der Pandemie warnen: Wenn jemand Symptome eines Herzinfarkts oder Schlaganfalles verspürt und sich denkt: Das halte ich jetzt mal aus, ich will nicht in die Ambulanz, um mich nicht zu infizieren. Diese Haltung kann wirklich lebensgefährlich sein, wenn eine Erkrankung nicht entdeckt und nicht versorgt wird.“

„Im Klinikum Lippe können wir sagen: Wir haben nach wie vor die Kapazitäten und wir wollen und können die Patienten jederzeit behandeln“, sagt Daniel Fischer, Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen am Klinikum Lippe.

Schlaganfall: Riesenfresszellen wandern aus dem Blut ein

Der Lemgoer Neurologe Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Lippe, hat zusammen mit einem Konsortium aus Wissenschaftlern des Universitätsklinikum Jena, der Universität Bonn sowie des Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (USA) an einem Forschungsprojekt zum Thema Schlaganfall mitgewirkt, das kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ publiziert wurde. In ihrem Forschungsprojekt haben die Wissenschaftler eine Methode entwickelt, die sog. „Riesenfresszellen“ bzw. Makrophagen, die bei Hirnerkrankungen wie dem Schlaganfall, der Multiplen Sklerose oder der Alzheimer-Erkrankung ins Gehirn einwandern, gezielt zum Leuchten zu bringen. Am Beispiel des Schlaganfalls konnten sie zeigen, dass die Makrophagen aus dem Knochenmark sich in dem abgestorbenen Gewebe und in der Umgebung des Schlaganfalls ansiedeln. Anders als bislang vermutet, zogen sich die aus dem Knochenmark stammenden Makrophagen nach wenigen Tagen aus dem gesunden Gewebe wieder zurück. Schalteten die Forscher ihr Markierungsgen Cxcr4 aus, war diese Reaktion der Makrophagen nach dem Schlaganfall gestört. Zahlreiche Gene, die für eine schützende Immunantwort notwendig sind, wurden nicht gebildet und die Entzündungsreaktion fiel zu stark aus. Der Schaden durch den Schlaganfall war dadurch vergrößert. Mit diesem Forschungsprojekt haben die Wissenschaftler ein Modell entwickelt, mit dem die Rolle dieser einwandernden Makrophagen auch bei anderen Hirnerkrankungen untersucht werden kann. Das bessere Verständnis der Cxcr4-Funktion eröffnet darüber hinaus neue Ansatzpunkte für die Entwicklung von innovativen Therapiestrategien nach dem Schlaganfall.