„Ohne Anne wäre ich heute nicht mehr hier.“

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„Ohne Anne wäre ich heute nicht mehr hier.“
Die Geschichte von Alexandra Schinkel und der unerwarteten Diagnose eines Aortenaneurysmas.

Porträt Frau

Alexandra Schinkel

Alexandra Schinkel war immer voller Energie: Anfang 50, Mutter, Großmutter mehrerer Enkelkinder, berufstätig als Erzieherin in der Kinderklinik – und mitten im Leben. Sie liebte es, sich zu bewegen: Snowboardfahren im Winter, Walken, Fitnessstudio. Herzprobleme? Die kannte sie nicht. Doch im Februar 2024 veränderte sich ihr Leben schlagartig – und rückblickend zeigt sich: Die Warnsignale waren schon da.

Etwa ein halbes Jahr vor der Diagnose fühlte sich Alexandra Schinkel zunehmend abgeschlagen. „Ich war einfach oft müde und träger als sonst“, erinnert sie sich heute. Sie schob es auf die Wechseljahre, suchte keine ärztliche Hilfe. „Man wird ja auch älter“, dachte sie und arbeitete weiter. Auf der psychosomatischen Station der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Detmold war sie als Erzieherin immer mittendrin – für andere ganz stark.

An einem Wochenende kamen zur allgemeinen Antriebslosigkeit körperliche Beschwerden hinzu: Schmerzen im Rücken und im linken Arm, auch die Schulter tat weh. Das kannte sie schon, denn sie hatte Bandscheibenvorfälle hinter sich. Also kein Grund zur Sorge. Doch ihre Kollegin, Anne Janings, blieb hartnäckig: „Lass das bitte mal checken.“ Alexandra Schinkel winkte zunächst ab. „Ich habe das nicht so ernst genommen“, sagt sie heute nachdenklich.

An einem ganz normalen Arbeitstag klopfte ihr Herz plötzlich ungewohnt heftig. Ein kurzer Termin bei ihrer Hausärztin brachte keine Klarheit: Das EKG war unauffällig. Ein leichtes Herzgeräusch wurde festgestellt, aber nichts Akutes. Fachärztliche Termine waren schwer zu bekommen, erst in zwei oder drei Monaten. Doch Alexandra Schinkel ließ sich nicht entmutigen und hatte Glück. Ein Termin in der Kardiologischen Hochschulambulanz brachte Klarheit und ein unerwartetes Ergebnis.

Irma Bagdoniene, Funktionsoberärztin der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, nahm sich Zeit. Alexandra Schinkel bekommt heute noch eine Gänsehaut, wenn sie erzählt: „Die Ärztin war toll. Freundlich, zugewandt, konzentriert – und plötzlich sehr ernst, als sie sagte: „Ich muss mal meinen Chef dazuholen“. Wenig später standen Prof. Dr. Stephan Gielen, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, und Irma Bagdoniene gemeinsam im Untersuchungsraum. Und was Alexandra Schinkel dann hörte, ließ sie für einen Moment alles um sich herum vergessen.

Die Diagnose lautete: Aneurysma der Aorta ascendens mit über 6 cm Durchmesser sowie eine hochgradige Aortenklappeninsuffizienz. Die Hauptschlagader direkt am Herzen war stark erweitert. Normal wären etwa 3 bis 3,5 Zentimeter. So eine Erweiterung kann lebensgefährlich werden, wenn sie reißt. Zusätzlich schloss die Herzklappe, die das Blut vom Herzen in die Aorta leitet, nicht mehr richtig. Dadurch floss ständig Blut zurück ins Herz, welches so doppelt arbeiten musste. Beides zusammen – die erweiterte Aorta und die undichte Klappe – waren lebensbedrohlich und erforderten eine schnelle Operation.

„Ich bin rausgegangen und habe meinen Mann angerufen. Ich habe einfach nur geweint.“ Noch am selben Tag wurde sie stationär aufgenommen, es folgten eine CT-Angiographie und eine Herzkatheteruntersuchung. Eine Einrissstelle in der Gefäßwand konnte ausgeschlossen werden, eine koronare Herzerkrankung ebenfalls. Doch der Zustand war kritisch. Alexandra Schinkel war in großer Gefahr, aber nicht im akuten Notfall. So blieb Zeit für eine kontrollierte, planvolle Operation und zunächst die umgehende Verlegung.

Alexandra Schinkel erinnert sich: „Ich weiß noch, dass ich im Aufzug stand und ein Pfleger mich nach der Untersuchung begleitete. Als er auf die Taste für die oberste Etage, also das Dach des Klinikums, drückte, hielt ich das zunächst für ein Versehen. Auf Nachfrage sagte der Pfleger mir aber dann, dass wir jetzt direkt zum Hubschrauberlandeplatz unterwegs sind. Für mich erstmal ein Schock, denn ich hatte noch gar nicht realisiert, wie lebensbedrohlich meine Erkrankung war.“

Per Hubschrauber geht es für Alexandra Schinkel ins Herzzentrum nach Bad Rothenfelde. Die Operation an ihrem Herzen dauerte sechseinhalb Stunden. Die Chirurgen setzten eine Aortenprothese ein, die Herzklappe konnte repariert werden – eine neue war zum Glück nicht nötig. Nach Krankenhausaufenthalt und Reha erholte sich Alexandra Schinkel gut. Ihre Herzleistung ist heute wieder vollständig hergestellt.

Dennoch blieb die lebensbedrohliche Herzerkrankung für Alexandra Schinkel nicht ohne Folgen: „Ich habe heute noch leichte kognitive Einschränkungen“, erzählt sie. „Konzentration, Merkfähigkeit – das ist nicht mehr ganz wie vorher.“ Und doch: Sie ist dankbar. Für die rechtzeitige Diagnose. Für die schnelle medizinische Hilfe. Und vor allem für Anne, ihre Kollegin. „Ohne sie wäre ich heute nicht mehr hier“, sagt Alexandra Schinkel leise.

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v.l.n.r.: Anne Janings, Alexandra Schinkel, Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen und Funktionsoberärztin Irma Bagdoniene.

Heute, ein Jahr nach der OP, arbeitet Alexandra Schinkel wieder. Sie achtet mehr auf sich, nimmt Signale ernst – und spricht offen über das, was ihr passiert ist. Vor allem möchte sie andere sensibilisieren: „Gerade wir Frauen neigen dazu, alles andere wichtiger zu nehmen als uns selbst. Familie, Arbeit, Alltag – wir funktionieren einfach weiter. Aber wenn das Herz ruft, sollten wir zuhören.“

Univ.-Prof. Dr. Stephan Gielen und Funktionsoberärztin Irma Bagdoniene freuen sich, dass es der Kollegin heute wieder gut geht. Sie wissen: Die Diagnose eines Aneurysmas der Aorta ascendens ist oft ein Zufallsbefund – und dennoch lebensbedrohlich, wenn er nicht rechtzeitig erkannt wird. Alexandra Schinkel hatte Glück im Unglück. Und eine Kollegin, die genau im richtigen Moment nicht locker ließ.

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