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Klinikum Lippe startet offiziell in die universitäre Ära

Prof. Dr. med. Stephan Gielen nimmt Ruf der Universität Bielefeld auf eine W3-Professur für Kardiologie an

Prof. Dr. med. Stephan Gielen

Als erster berufener Universitätsprofessor am Klinikum Lippe hat Prof. Dr. Stephan Gielen am 23. März 2022 seine Berufungsurkunde aus den Händen des Rektors der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Gerhard Sagerer, erhalten. Prof. Gielen, seit 2016 Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, wird künftig das Fach Kardiologie an der 2019 neu gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld vertreten.

Mit der Annahme des Rufs beginnt in Lippe auch offiziell die universitäre Ära. Die Besetzung der Professuren für Laboratoriumsmedizin, Radiologie, Gynäkologie und Urologie werden folgen. „Damit beginnt ganz konkret die Transformation unseres Klinikums von einem Maximalversorgungshaus zu einem Universitätsklinikum, in dem Forschung und Lehre ihren festen Platz finden“ sagt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe, anlässlich der Berufung.

Prof. Dr. Stephan Gielen begann seine medizinische Ausbildung 1994 an der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg in der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Pneumologie) bei Prof. Kübler, bevor er 1997 an das neu gegründete Herzzentrum Leipzig – Universitätsklinik wechselte. Dort forschte er zur Pathophysiologie der Belastungsintoleranz bei chronischer Herzinsuffizienz (CHI) und untersuchte u.a. in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt den Zusammenhang zwischen Skelettmuskelatrophie bei CHI und Alter/körperlicher Aktivität. 2006 schloss er seine Habilitationsarbeit zur Interaktion zwischen Herzinsuffizienz und peripheren Organsystemen erfolgreich ab. Aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen in der kardiovaskulären Präventionsmedizin und der transsektoralen Versorgungsforschung bei CHI. Mit seiner Erfahrung von mehr als 30.000 Herzkatheterprozeduren gehört Prof. Dr. Gielen klinisch zu den profiliertesten interventionellen Kardiologen.

Prof. Dr. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, übergibt die Berufungsurkunde an Prof. Dr. Stephan Gielen.

Er ist in zahlreichen Fachgesellschaften und Leitlinienkommissionen aktiv: 2012 bis 2014 war er Präsident der European Association of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation (EACPR) und Board-Mitglied der European Society of Cardiology (ESC). 2016 erschien das von ihm herausgegebene erste europäische Lehrbuch zur präventiven Kardiologie. 2018 bis 2020 wurde er zum Councillor der ESC gewählt. Von 2017 bis 2021 war Prof. Gielen auf Vorschlag der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) National Coordinator for Prevention für Deutschland und hat im Auftrag der DGK die deutsche Fassung der ESC-Leitlinien für Prävention 2022 redigiert und kommentiert. Er ist aktuell als Editor für das European Journal of Preventive Cardiology und ESC Heart Failure tätig.

„Ich freue mich für den Kreis Lippe und die Region OWL, dass das Klinikum Lippe nun zur Universitätsklinik mit überregionaler Strahlkraft wird. Uns allen ist aber klar, dass wir beim Aufbau universitärer Strukturen in Dekaden denken müssen. Aktuell läuft bereits die universitäre Lehre in unserer Klinik mit Vorlesungen, Seminaren und Unterricht am Krankenbett für die Studentinnen und Studenten im zweiten Semester an. Für eine kompetitive klinische Forschung am Campus Lippe müssen wir zunächst personell und baulich die Voraussetzungen schaffen. Dazu werden zusammen mit Fakultät und Träger schon in den nächsten Wochen Konzepte für ein interdisziplinäres Studienzentrum in Detmold entwickelt. Im zweiten Schritt wollen wir für innovative Projekte externe Fördermittel einwerben und so die Forschungsstrukturen stärken. Im dritten Schritt kommt der Aufbau nationaler und internationaler Kooperationen. Nur durch den wissenschaftlichen Austausch floriert Forschung auf Dauer“, betont Prof. Dr. Stephan Gielen bei der Berufungszeremonie.

Von Beginn an ganz vorn dabei: Bereits im 1. Semester sammeln die Studentinnen und Studenten des Modellstudiengangs Medizin der Universität Bielefeld praktische Erfahrungen während des „Unterrichts am Krankenbett“ (UaK). Damit unterscheidet sich das Medizinstudium am UK OWL wesentlich von herkömmlichen Medizinstudiengängen, in denen praktische Einsätze erst später im Studium vorgesehen sind.

Foto von rechts nach links: Chefarzt Prof. Dr. Cyrus Klostermann, Oberarzt Nadim Behnam und Fachärztin Dr. Alexandra Claßen begleiteten in dieser Woche den UaK der Studierenden Henry Gleim, Rieke Eckstein und Helen Tiemann in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Standort Detmold.
Hier gibts alle Infos und Ansprechpartner zum Campus Klinikum Lippe des UK OWL.

Medizinische Fakultät OWL eröffnet Lehrbetrieb gemeinsam mit Wissenschaftsministerin und Gesundheitsminister
Ziel des Modellstudiengangs: bessere ambulante Versorgung

In einem Festakt eröffnen Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL, der 14. Fakultät der Universität Bielefeld. Die ersten 60 Studierenden beginnen am 11. Oktober ihr Medizinstudium in Bielefeld.

„Dank des gemeinsamen Engagements der Universität Bielefeld und der Landesregierung ist es uns gelungen, dass die Medizinische Fakultät OWL innerhalb kurzer Zeit aufgebaut werden konnte“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „In Nordrhein-Westfalen kann damit nun an acht staatlich getragenen Universitäten Medizin studiert werden. Davon profitieren Studierende in ganz Nordrhein-Westfalen. Daher freue ich mich sehr, dass wir heute den Lehrbetrieb gemeinsam eröffnen und 60 Studierende ein modernes Medizinstudium mit frühzeitigem Praxisbezug beginnen können. Den Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Ich bin sehr stolz, dass wir heute wie geplant den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL feiern können. Der Aufbau der Fakultät ist eines meiner Herzensprojekte zur Stärkung der Allgemeinmedizin und hausärztlichen Versorgung in unserem Land. Alle Beteiligten haben in den letzten Jahren Großartiges geleistet, um dieses Projekt Realität werden zu lassen. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich wünsche den ersten 60 Studierenden viel Erfolg für ihr Studium und hoffe, dass sie der Region auch als spätere praktizierende Ärzte erhalten bleiben. Sie werden sehen: OWL hat viel zu bieten!“

Schwerpunkt ambulante Medizin
Die ambulante Medizin, insbesondere die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Versorgung, hat im neuen Modellstudiengang einen hohen Stellenwert. So entstand der Lehrplan auch unter Beteiligung ambulant tätiger Ärzt*innen der Region. Mehr als 60 Hausärzt*innen gehören zu-dem bereits zum Lehrpraxen-Netzwerk der Universität Bielefeld und werden sich an der Ausbildung der Studierenden beteiligen. Ein weiteres interdisziplinäres Netzwerk aus Forschungspraxen im ambulanten Bereich wird aktuell aufgebaut.

Meilensteine des Fakultätsaufbaus
Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, ging zu Beginn des Festakts gemeinsam mit der Dekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg auf die großen Meilensteine ein, die der ambitionierte Studienstart mit sich brachte: Die Grundlage bildete das Konzept, das zum Standort und seinen Schwerpunkten sowie zum politischen Auftrag passt, und im Oktober 2019 durch den Wissenschaftsrat positiv bewertet wurde. Bereits im Juli 2019 wurde der Kooperationsvertrag mit drei Krankenhäusern (Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld) für das Universitätsklinikum OWL unterzeichnet. Im Januar 2021 wurde der Modellstudiengang vom Land genehmigt.

Standortplanungen, Berufungsverfahren und Personalaufbau in Forschung, Lehre und Verwaltung, die Anwerbung und Einbindung von Lehr- und Forschungspraxen: „Ein Mammutprojekt“, betont Sagerer. „Ich danke den vielen engagierten Menschen sehr, die durch ihren Einsatz den Studienstart zum Wintersemester 2021 ermöglicht haben. Mein Dank gilt auch der Landesregierung für ihr entgegengebrachtes Vertrauen und für ihre starke Unterstützung in diesem Prozess. Ich glaube nicht, dass in Deutschland schon einmal so schnell eine so ambitionierte medizinische Fakultät aufgebaut wurde.“

Forschungsprofil
Das Forschungsprofil „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ der Medizinischen Fakultät OWL ist einmalig in Deutschland. Der Wissenschaftsrat würdigt in seinem Bewertungsbericht im Oktober 2019 „die Entwicklung eines zukunftsfähigen Forschungskonzepts mit hoher gesellschaftlicher Relevanz“. Der im Aufbau befindliche Standort hat bereits jetzt verschiedene Drittmittelprojekte eingeworben und ist Mitglied im Nationalen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Ein Anschubfonds Medizinische Forschung (Gesamtvolumen ca. zwei Millionen Euro) wurde erfolgreich aufgesetzt. Damit fördert die Universität Bielefeld bald schon in der zweiten Förderrunde Forschungsprojekte und Kooperationen zwischen forschenden Ärzt*innen des Uniklinikums OWL, ambulant tätigen Ärzt*innen in OWL und Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld.

Modellstudiengang
Neben der ambulanten Medizin prägen den Modellstudiengang unter anderem drei weitere Merkmale:

  • Schwerpunkt Interprofessionalität und Interdisziplinarität: Ab dem 1. Fachsemester besuchen die Studierenden interprofessionelle Lehrveranstaltungen. Darin lernen sie mit Studierenden und Auszubildenden anderer Gesundheitsberufe gemeinsam, diskutieren über Aufgaben und Besonderheiten ihres jeweiligen Berufes und üben praktische Fertigkeiten und Teamkommunikation.
  • Schwerpunkt Technik und Zukunftsorientierung: Das Curriculum umfasst, verteilt auf mehrere Semester, 39 Unterrichtseinheiten Digitale Medizin und bietet zudem die Möglichkeit, den Schwerpunkt im Profilbereich zu vertiefen.
  • Schwerpunkt Wissenschaftlichkeit: Alle Studierenden erwerben über das Studium hinweg wissenschaftliche Kompetenzen. „Un-sere Studierenden sollen gut vorbereitet sein auf eigene wissenschaftliche Arbeiten wie die Promotion. Sie benötigen wissenschaftliche Kompetenzen aber auch im ärztlichen Alltag: Wer zukünftig neue Behandlungsmethoden bewertet, muss Studien verstehen und interpretieren können“, betont Dekanin Hornberg. Mit einem zusätzlichen Semester können die Studierenden zudem einen Bachelor of „Interdisciplinary Medical Sciences“ erwerben und so ihre wissenschaftlichen Fertigkeiten weiter ausbauen.

Zahlen aus der Fakultät zum Studienstart

  • 60 Studierende
  • 19 besetzte Professuren (Professuren, die für die Lehre in den ersten Fachsemestern essentiell sind, die wichtige klinische Fächer abdecken und die Schwerpunktthemen der Medizinischen Fakultät OWL aufgreifen, wie Allgemein- und Familienmedizin, Geschlechtersensible Medizin, Digitale Medizin)
  • Rund 90 Fakultätsmitarbeiter*innen
  • 60 Lehrende sind seit März 2021 in die Vorbereitungen und inhaltlichen Ausgestaltungen des ersten Fachsemesters involviert (wöchentliche Treffen der Modulkommissionen sowie zusätzliche Fachgruppen-Treffen)
  • 2019 und 2020 waren 257 Ärzt*innen und andere Fachvertreter*innen an der Ausarbeitung des Curriculums beteiligt (Kliniken, Niedergelassene, andere Fakultäten)
  • Die Standortplanung ist abgeschlossen, das erste Gebäude wurde gekauft, eines für die Medizin erweitert, ein drittes befindet sich im Bau, weitere in Vorbereitung.
  • 15 eingeworbene Drittmittelprojekte im Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro, darunter 2 Stiftungsprofessuren, 1 Juniorforschergruppe sowie Drittmittelprojekte verschiedener Fördergeber (BMBF, BMG, DFG, Stiftungen), 4 Teilprojekte im Transregio-Sonderforschungsbereich „Konstruktion von Erklärbarkeit“ (SFB/TRR 318) der Universitäten Paderborn und Bielefeld.